Falschparker aufschreiben

Die Buchbranche ist schon ein lustiger Haufen. So lustig, dass nun gegen den Tagesspiegel, DIE ZEIT und wohl auch den Journalisten Kolja Mensing Anzeige erstattet wurde, weil der mit einem der Betreiber der größten deutschen Plattform für illegalen E-Book-Download boox.to ein Interview geführt hat. buchreport.de berichtetet in den vergangene Tagen eifrig, machte dabei aber artig den Namen der Plattform unkenntlich. b***.to dürfte einer der meist gesuchten Begriffe unter Büchermäusen und Leseratten in den letzten Tagen gewesen sein. buchreport begründet das – und kritisiert Tagesspiegel und DIE ZEIT recht deutlich – damit, dies sei gängige Praxis. Heute nun kann man Vollzug melden: „Nach Informationen von buchreport wurde Strafanzeige gegen die Zeitungsverlage gestellt. Der Vorwurf: Beihilfe zur Urheberrechtsverletzung.“

IMG_2891Das illegale downloaden von E-Books ist ein großes Problem und bringt enormen wirtschaftlichen Schaden für die betroffenen Verlage und Autoren mit sich. Die Argumente der Betreiber und Nutzer solcher Plattformen sind in den allermeisten Fällen schlichtweg dumm. So braucht es schon bewusstseinserweiternde Drogen, um zu reden wie „Spiegelbest“: „Juristisch gesehen verletzen wir bewusst massenhaft Urheberrechte, keine Frage. Aber: Die Dateien der Autoren landen sowieso im Netz. Ob sie nun von uns „befreit“ werden oder von irgendwelchen Russen, ist egal. Alles von Interesse landet im Netz. So betrachtet gibt es im Netz kein Eigentum. Das ist unsere Grundannahme.“

Doch die Fehler, die die Buchbranche seit langer Zeit im Umgang mit E-Books macht – obwohl man so viel vom Beispiel Musikindustrie hätte lernen könne – sind teils schlicht haarsträubend. Da passt es ins Bild, wenn man als offensichtlich einzige Reaktion auf Interviews wie das von Kolja Mensing mit „Spiegelbest“ den Wachtmeister ruft. Der wird aber nicht viel gegen tun können, wenn man selbst nicht dazu in der Lage zu sein scheint, sich endlich einmal darum zu kümmern, dass nicht weiterhin so viele Märchen über beispielsweise die Kalkulation der Verlage erzählt werden! Denn anders als vermutet, vor ein paar Tagen erst noch durchs Netz geschickt und dankbar angenommen, machen Verlage weder € 5,35 „Gewinn“ beim Hardcover (bei € 22,95 Ladenpreis), noch € 4,70 beim E-Book (€ 19,99 Ladenpreis). Glaubt man das aber – auch weil dem nicht widersprochen wird, sondern eher noch durch „Umfragen“ Zucker gegeben wird – sagt mancher sicher schnell: sind die doch selbst Schuld, die Verlage, die großkopferten.

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