VORGESTELLT ABER SELBST NOCH NICHT GELESEN: S. FISCHER, HERBST 2014

Noch kamen wir nicht dazu, all die Bücher zu lesen, die gerade um uns herum erscheinen. Trotzdem wollen wir Euch in den nächsten Tagen einige vorstellen, von denen wir denken, sie sind gut, interessant und es wert, dass wir sie alle lesen. Wir verlassen uns dabei ganz auf unseren Instinkt und die Verlagsprosa. Heute: S. Fischer

 


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Marion Brasch
Wunderlich fährt nach Norden

Der neue Roman von Marion Brasch nach ›Ab jetzt ist Ruhe‹

»Wunderlich war der unglücklichste Mensch, den er kannte.« Als Marie ihn verlässt, versinkt er in Selbstmitleid. Doch schon bald schubst ihn eine anonyme SMS zurück ins Leben, und Wunderlich tritt eine Reise an. Eine Reise, die vieles verändert und bei der nicht alles mit rechten Dingen zugeht.
›Wunderlich fährt nach Norden‹ ist die Geschichte eines Mannes, der Entscheidungen scheut und sich dem Zufall überlässt. Auf seiner Fahrt wird Wunderlich zum Abenteurer. Doch vor allem entdeckt er, was er vergessen wollte, und findet, was er nicht gesucht hat.
Dieser Roman ist eine Liebeserklärung an die sonderbaren Momente des Lebens – so leicht, komisch und berührend, wie uns diese Geschichte nur Marion Brasch erzählen kann.

 

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Judith Hermann
Aller Liebe Anfang

Judith Hermann hat einen Roman geschrieben über die Zumutungen der Liebe und die Schutzlosigkeit im Leben.
Stella und Jason sind verheiratet, sie haben eine Tochter, Ava, sie leben in einem Haus am Rand der Stadt. Ein schönes, einfaches Haus, ein kleiner Garten, ein alltägliches ruhiges Leben, meist ohne Jason, der viel arbeitet.
Aber eines Tages steht ein Mann vor der Tür dieses Hauses, ein Fremder, jemand, den Stella nie zuvor gesehen hat. Er sagt, er wolle sich einfach einmal mit ihr unterhalten, mehr sagt er nicht. Stella lehnt das ab. Der Fremde geht und kommt am nächsten Tag wieder, er kommt auch am Tag darauf wieder, er wird sie nicht mehr in Ruhe lassen. Was hier beginnt, ist ein Albtraum, der langsam, aber unbeirrbar eskaliert.
In einer klaren, schonungslosen Sprache und irritierend schönen Bildern erzählt Judith Hermann vom Rätsel des Anfangs und Fortgangs der Liebe, vom Einsturz eines sicher geglaubten Lebens.

 

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Ricarda Junge
Die letzten warmen Tage

Ein kluger Liebes- und Familienroman, der zugleich ein Buch über das geteilte Deutschland ist

Die neunundzwanzigjährige Anna sucht ihren verschollenen Großvater, dessen Geschichte wie ein Schatten über dem Leben ihrer Familie liegt: Er ist im August 1961 aus der DDR geflohen und wenige Wochen später spurlos verschwunden.
Während ihrer Recherchen lernt Anna Constantin kennen, Manager eines Internet-Unternehmens und zwanzig Jahre älter als sie. Zwischen den beiden entwickelt sich eine leidenschaftliche Liebesbeziehung, die eine jähe Wende erfährt, als Constantin Anna vor eine furchtbare Wahl stellt.
Plötzlich zeigt sich die Geschichte des Großvaters in Annas Leben, erzählt sich in ihrer Gegenwart fort: eine Geschichte von Heimat und Flucht, Liebe und Verrat und von der Wahl, vor die einen die Freiheit stellt: Soll man gehen oder bleiben?

 

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Franz Friedrich
Die Meisen von Uusimaa singen nicht mehr

Franz Friedrich erzählt in seinem Debüt von entlegenen Inseln, der Liebe und der Suche nach dem richtigen Leben in unserer Zeit.

Eine Dokumentarfilmerin dreht auf Uusimaa ihren einzigen Naturfilm. Im heißesten Februar seit Menschengedenken trifft eine amerikanische Studentin in Berlin auf eine rätselhafte Chorgruppe. In Brüssel verlässt ein junger Filmemacher Frau und Kind. Franz Friedrich nimmt uns mit in eine einsame Waldhütte, auf einen finnischen Eisbrecher und in das Innere eines abstürzenden Flugzeugs. Und plötzlich, nach zwei Jahrzehnten unerklärbarer Stille, fangen die Meisen auf der Insel Uusimaa wieder an zu singen. Die Konturen einer Zukunft blitzen auf und die Zerwürfnisse unserer Zeit werden sichtbar. Dieser Debütroman legt vorsichtig eine neue Wirklichkeit über unsere alternativlos erscheinende Gegenwart.

 

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Gerhard Roth
Grundriss eines Rätsels

Ein Schriftsteller stirbt bei einer Gasexplosion in Wien, drei tschetschenische Flüchtlinge werden ermordet, eine Apothekerin versucht sich mit ihrem Kind gegen widrige Umstände zu behaupten, ein Schauspieler kehrt an den Ort seiner Kindheit zurück, eine Journalistin reist auf der Flucht vor sich selbst nach Japan, und ein alter Mann ist Augenzeuge, als 1902 in Venedig der Campanile einstürzt.
In Gerhard Roths grandiosem Roman der Täuschungen ist nichts, wie es scheint, und alles möglich: Die Ungewissheit ist das verborgene Abenteuer des Alltags. ›Grundriss eines Rätsels‹ ist selbst ein Rätsel, Spiegel des großen Rätsels unseres Lebens.

»Wir wissen nicht, was wir nicht wissen. Die Wirklichkeit ist ein zufälliges Gemisch aus Sichtbarem und Unsichtbarem.« Gerhard Roth

 

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Stefan Berg + Günter de Bruyn
Landgang
Ein Briefwechsel

Zwischen Aufbruch und Kaserne: Der bewegende Briefwechsel zwischen dem »Bausoldaten« Stefan Berg und Günter de Bruyn

DDR, 1982: Auch in Ost-Berlin, Leipzig und Dresden gibt es eine Jeans und Parka tragende Generation, die aufbegehrt. Zu ihr gehört der siebzehnjährige Schüler Stefan Berg, der dem bekannten Autor Günter de Bruyn einen Brief schreibt, in dem er ihm für einen mutigen Vortrag zur Friedensbewegung dankt. In der Folge entwickelt sich ein freundschaftlicher Briefwechsel, in dem es um Literatur und Politik, vor allem aber um ein zentrales Thema geht: das Leben des jungen Wehrpflichtigen Stefan Berg als sogenannter Bausoldat. Ein einzigartiges Dokument, das die Sehnsucht nach Freiheit – nur wenige Jahre vor dem Mauerfall – für heutige Leser spürbar und erlebbar macht.

 

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Ernst-Wilhelm Händler
Versuch über den Roman als Erkenntnisinstrument

Literatur kann dem Menschen zu Erkenntnissen verhelfen, die die Wissenschaften nicht liefern können. Insbesondere der Roman als umfassendste Literaturgattung eröffnet uns einen forschenden Blick auf uns selbst und die Gesellschaft. Zur Klärung der Frage, was der Roman für uns leisten kann, zieht Ernst-Wilhelm Händler Ideen und Begriffe aus der Systemtheorie, der Logik, Neurologie und Robotertechnik heran. In kompakter und hochkonzentrierter Form klärt er zunächst die Voraussetzungen des menschlichen Erkenntnisstrebens – Bewusstsein, Sprache, Erinnerung, Wahrnehmung und Gefühle –, um zu einer ganz eigenen, hoch inspirierenden Kulturtheorie zu finden.

 

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Peter Stamm
Der Lauf der Dinge
Gesammelte Erzählungen

Sämtliche Erzählungen von Peter Stamm in einem Band, darunter einige bisher unbekannte

Peter Stamm erzählt gelassen und mit großer Präzision, mit wenigen Worten entfaltet er Welten: Momentaufnahmen eines Glücks entstehen oder die Sehnsucht nach Veränderung. Seine Figuren erleben Enttäuschungen und Wunder. In klaren Sätzen und bewegenden Bildern entstehen Augenblicke größter Intensität. Die Leser dieser Erzählungen verstehen mehr: von der Liebe, dem Menschen, vom Leben. Peter Stamm ist ein Meister der Kurzgeschichte.

 

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Marlene Streeruwitz
Die Reise einer jungen Anarchistin in Griechenland.

Marlene Streeruwitz übernimmt die Rolle ihrer Heldin Nelia Fehn aus ›Nachkommen.‹ und schreibt deren erfrischendes Erstlingswerk.

Eigentlich wollte Cornelia sich im Ökoresort ihrer Halbschwester auf Kreta Gedanken machen, wie ihr eigenes Leben nach der Matura nun weitergehen soll. Aber dann wird die Fahrt nach Athen zu ihrem Geliebten Marios eine abenteuerliche Irrfahrt durch eine Welt der Zwangsverhältnisse aus der Krise und den Verlusten daraus. Nelia Fehn will, dass alle wissen, was es heißt, mit den Folgen der nationalen und internationalen Verstrickungen leben zu müssen.

 

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Peter Stamm
Die Vertreibung aus dem Paradies
Bamberger Vorlesungen und verstreute Texte

Peter Stamm über das eigene Schreiben

Im Sommer 2014 hält Peter Stamm die Bamberger Poetikvorlesungen. Zum ersten Mal erzählt er vom Erzählen, versucht eine Antwort zu finden auf die Frage, was er da eigentlich tut. Diese Frage führt ihn zurück in das Paradies seiner Kindheit und Jugend, zurück an die Anfänge seines Schreibens und zu den Fragen nach dem Leben überhaupt, den Fragen, die so fruchtbar sind für die Literatur: »Der Text ist (…) oft der Weg«, schreibt er, »den man beim vergeblichen Suchen nach der Antwort zurücklegt.« Stamm gibt uns Einblicke in sein Denken und Schreiben, als wäre eine Poetikvorlesung eine Geschichte, die erzählt werden will.
Zahlreiche bisher nur verstreut veröffentlichte poetologische, journalistische und essayistische Texte ergänzen den Band.