Verena Güntner, Martin Piekar und Jens Eisel zu der Frage »open mike und die Folgen«

Martin Piekar, Jens Eisel und Verena Güntner: Drei Debütautoren, die ganz unterschiedliche Stoffe und Formen bearbeiten – aber alle bei einem open mike gewonnen haben. Anlässlich der gestrigen Auftaktlesung diskutierten sie mit Moderatorin Insa Wilke über den »open mike und die Folgen«. An ihrer Seite ihre Lektoren, Johannes Frank, Olaf Petersenn und Thomas Tebbe. Die Frage: Wie funktioniert das überhaupt, die Suche nach Nachwuchs und neuen Talenten?

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An der Lesung, die erster Programmpunkt war, wurde deutlich, dass alle drei Debütautoren ganz unterschiedliche Stoffen und Formen bearbeitet, gleichwohl haben alle Texte eine Gemeinsamkeit: sie stammen aus der Nachwuchsabteilung des Literaturbetriebs. Doch wie funktioniert das überhaupt, die Suche nach Nachwuchs und neuen Talenten? Dieser Frage ging die sechsköpfige Runde in einer angeregten Diskussion nach, die von der Literaturkritikerin Insa Wilke moderiert wurde.

Gestreift wurden dabei ganz unterschiedliche Themenkomplexe: eine der zentralen Fragen war sicherlich die Frage nach der Bedeutung des open mikes für die Verlagswelt. Bei der Suche nach Antworten wurde deutlich, dass mit dem open mike viel Positives verbunden wird. Er wurde nicht nur als eine seit Jahren fest etablierte Veranstaltung bezeichnet, sondern auch als Fenster in die jüngste deutsche Literatur. Der open mike ist mittlerweile zu einem Pflichttermin in der Literaturbranche geworden, Der open mike ist mittlerweile zu einem Pflichttermin in der Literaturbranche geworden, was die Arbeit für die Lektoren aber nicht einfacher macht. Olaf Petersenn glaubt sogar, dass der Lektor auf dem open mike fast schon zum Jäger wird. Es ist also kaum überraschend, dass der Vorjahressieger Jens Eisel damals auch mit vielen Vorurteilen im Gepäck nach Berlin gefahren ist, ihm wurde zugetragen, dass es im Heimathafen Neukölln zugehe wie auf einem Viehmarkt. Johannes Frank, der mit seinem Berliner Verlag vor allem die Fraktion der Lyriker betreut, hielt sich mit Kritik am Wettbewerbscharakter nicht zurück, betonte aber auch, dass er sich für seine Schützlinge freut, die mehr Geld durch den Gewinn des Preises erhalten als für einen Lyrikband.

Der open mike ist eine Plattform für Menschen, die förmlich aus dem Nichts kommen. Deutlich wurde dies auch daran, dass die Lektoren betonten, dass der Programmplatz Debütroman keiner ist, von dem man sich als Verleger einen hohen wirtschaftlichen Erfolg verspricht. Die Arbeit mit Debütanten ist vor allen Dingen eine Nachwuchsförderung und eine Leidenschaft, hinter der der Wunsch steckt, eine junge Stimme auf die literarische Landkarte zu setzen. Deutlich wurden bei diesem Punkt der Diskussionen noch einmal die enormen Unterschiede zwischen Lyrik und Prosa. Während es ein großer Erfolg für den Verleger Johannes Frank wäre, von einem Lyrikband 500 Exemplare zu verkaufen, denken Olaf Petersenn (Kiepenheuer & Witsch) und Thomas Tebbe (Piper Verlag) da schon in ganz anderen Dimensionen.

Martin Piekar, Jens Eisel und Verena Güntner boten am gestrigen Abend nicht nur einen herrlich erfrischenden Auftritt, sondern gaben an der Seite ihrer Lektoren auch noch spannende Einblicke in die Arbeit als Autor, aber auch in den Literaturbetrieb. Im Gedächtnis bleiben wird mir sicherlich der Enthusiasmus des sympathischen Martin Piekar, der die Besucher des Heimathafen Neuköllns dazu aufrief, anderen einfach mal viel häufiger zu sagen, dass man das, was sie machen, gut findet. Rückmeldungen können manchmal wichtiger sein als man glaubt.

Nach der Veranstaltung hatte ich noch kurz die Möglichkeit, Lektor Olaf Petersenn die ein oder andere Frage zu stellen – davon später noch mehr.

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