An die Autoren. Von Gunnar Cynybulk

Ich soll für uns alle sprechen, und ich möchte dreierlei machen: Ich möchte loben, mahnen und danken.

Wir alle sind erstaunt, wie professionell die Autoren gelesen haben. Es gehört wahnsinnig viel Mumm dazu, auf so eine große Bühne zu kommen, sich die Zeit zu nehmen, die Texte Gestalt werden zu lassen. Ich persönlich sage zu allen meinen Autoren: Sie haben längst gewonnen. Das ist kein onkelhaftes „Dabeisein ist alles“, das ist wirklich so gemeint. Die Tatsache, dass Sie hier in Erscheinung treten konnten, ist schon ein Gewinn. Egal wer hier auf der Bühne prämiert werden wird, Sie alle sind Gewinner. Wir alle freuen uns und sind stolz auf das, was Sie uns zu Gehör gebracht haben.

Der Charakter unserer Arbeit Wir haben festgestellt, dass alle literarischen ‚Großwildjäger‘ im Saal sitzen und haben gedacht, dass die Autoren ja eigentlich noch Jungtiere sind und wir haben es als auswählende Lektoren sehr genossen, nicht zu den Großwildjägern zu gehören, nicht auf Verwertungslogik und Marktchancen achten zu müssen, sondern auf Schönheit und sprachliche Gestalt schauen zu können (?): Es hat viel Spaß gemacht, Wildhüter zu sein.

Ich möchte mahnen in Richtung der Autoren: Vergessen Sie nicht, dass vor der Veräußerung des Textes der Text selbst kommt. Die Textarbeit und Verinnerlichung. Versuchen Sie streng zu sein. Es gehört Wagemut dazu, aber der ist schlechter als Mut. Strenge und Disziplin gehören dazu. Ich kriege Depressionen, wenn ich lese „er nickte mit dem Kopf“. Kennen Sie ein anderes Körperteil, mit dem Sie nicken könnten? Seien Sie streng.

Wir sind gespannt, wo Sie Ihre Stoffe finden werden. Sie sitzen alle in kleinen Räumen, von diesen Räumen müssen Sie die Decke abheben, um den Himmel zu sehen. Das Lebensgefühl des Schreibens ist das Wichtigste.
Ich möchte jetzt noch einen Satz zitieren, den Günther Eisenhuber gesagt hatte bei letzten Zigarette: „Es wird schon die Richtigen treffen. Das war ja noch nie so.“

Unautorisierte Mitschrift der an die Autorinnen und Autoren gerichteten Worte des Lektors Gunnar Cynybulk. Protokoll: Elena Philipp

 

 

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