Eine Lyrikmission

 

Gedichte habe ich zuletzt in der Schulzeit gelesen und das nicht einmal besonders gerne. Wenn ich Gedichte lese, dann stehe ich häufig beim Versuch, sie verstehen zu wollen, ratlos vor ihnen. Es ist ganz ähnlich wie mit der Kunst: Was soll mir dieses Bild nur sagen? Was muss ich mit dem Gedicht anfangen? Ich habe den diesjährigen open mike also nicht nur als Bloggerin besucht, sondern auch in einer ganz besonderen Mission: Ich wollte meine Berührungsängste ablegen und mich der Lyrik annähern. Insgesamt sieben Versuche hatte ich, dieser Literaturgattung auf die Spur zu kommen. Doch wie kann eine solche Annäherung aussehen und kann man sie überhaupt erzwingen?

Ich habe während des open mike mit einigen Lyrikern und Lyrikerinnen genau darüber gesprochen. Den eindrücklichsten Tipp, wie ich meine Berührungsängste ablegen könnte, habe ich von Jan Skudlarek erhalten: Ich solle einfach alles vergessen, was ich im Deutschkurs gelernt habe. Na dann, los geht’s!

Was es sonst noch an Tipps gab, um mögliche Berührungsängste abzubauen und Antworten auf viele andere Fragen rund um die Lyrik, könnt Ihr in den Interviews nachhören.

Martin Piekar erzählt, wie man Lyriker wird und wie Paul Celan dabei helfen kann, Berührungsängste abzulegen.

Kathrin Bach, Lyrikerin und Auszubildende ei der Buchhandlung ocelot über die Liebe zur Sprache und ihre fehlende Ausdauer für lange Texte.

Özlem Özgül Dündar erzählt mir nicht nur von ihrer Begeisterung für Lyrik, sondern auch davon, wie zufrieden sie mit ihrem eigenen Auftritt gewesen ist.

Was ich – nun, wo mittlerweile zwei Wochen vergangen sind – festhalten kann, ist, dass eine Annäherung an die Lyrik nicht erzwungen werden kann. Zwang ist wohl immer zum Scheitern verurteilt, was man schon am Deutschunterricht sieht.

Als ich die Gedichte im Vorfeld zur Vorbereitung gelesen habe, stand ich zunächst relativ ratlos davor. Als ich sie jedoch im wunderschönen Saal des Heimathafens gehört habe, hatten sie eine  viel intensivere Wirkung auf mich, eine viel stärkere und unmittelbare Wirkung. Beim Hören der einzelnen Worte, Verse und Zeilen habe ich gemerkt, dass es für mich nicht unbedingt immer auf einen Sinn und Zusammenhang ankommen muss, sondern vielleicht erst mal darauf, sich auf die Stimmung des Gedichtes einzulassen. Ich muss Worte nicht immer verstehen, manchmal reicht es aus, sie auf sich wirken zu lassen – sie spüren und fühlen zu können.

Meine Berührungsängste habe ich noch nicht so ganz ablegen können, aber eine erste Annäherung ist über die Ebene des Hörens gelungen und plötzlich kommen mir beim erneuten Lesen der Gedichte die seltsamen Verse über die Provinz und über Darwins Kollegen viel näher als vorher. Es ist sicherlich kein Zufall, dass ich kurz vor meiner Abfahrt aus Berlin im Buchladen ocelot noch schnell einen Gedichtband kaufte, ich bin gespannt, wie nah ich den lyrischen Worten noch kommen werde.

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