Lilli Sachse: „Gedichte“

Mittlerweile sind meine Geschichten noch kürzer geworden. Sie bilden sich jetzt ein, Gedichte zu sein. Ich erzähle sie im Internet, in der Hoffnung, dass jemand zuhört.

Dieser Selbsteinschätzung von Lilli Sachse möchte ich zustimmen. Denn ihre Texte bilden sich eher ein, Lyrik zu sein, als dass sie es tatsächlich sind. Da ist nichts Zwingendes, das sie zu Gedichten macht. Versteht man als kleinsten gemeinsamen Nenner von Gedichten die Tatsache, dass die Zeilen vorsätzlich vorzeitig abgebrochen werden und dadurch Verse entstehen, dann ja. Aber sonst ist da nichts, was poetisch wäre, was nicht auch als Sentenz im nächsten Kalender stehen könnte. Es hört sich leicht und gut an, witzig manchmal, wenn die Beschreibung einer Sportstunde mit dem nach oben gerichteten Blick des Bauchmuskeltrainierenden Ichs endet: „jetzt weiß ich / was ehrfurcht ist“.

Erzählt wird Banales, Teenagersorgen, Schminkprobleme, Schulalltag. Das Banale aber wird nicht transzendiert und in etwas Größerem aufgefangen. So bleibt es dann eben beim irdisch Belanglosen:

das klausurpapier soll / rechts / einen rand haben

ein streifen licht / fällt auf den fensterrahmen / auf seine innenseite

wer einen block / mit linkem rand kauft/ kann das papier umdrehen / dann ist der rand rechts

Tumblr-Lyrik denkt man, und wahrscheinlich kann das auch gut funktionieren. Hier hat man aber den Eindruck, dass zwanghaft versucht wurde prosaische Ideen in eine lyrische Form zu gießen.

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