Die Kandidaten des 24. open mike 2016. Heute von Di – Go

Thilo Dierkes, Sabine Gisin, Berit Glanz, Lisa Goldschmidt

Thilo Dierkes

Was liest Du gerade?
Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher.

Woran schreibst Du gerade?
Raptexte und Kurzprosa.

Was bedeutet Literatur für Dich?

Puh, alles und nichts. Eine bestimmte Art der Auseinandersetzung mit sich und der Welt vielleicht. Bedauernswerterweise endet das so oft in Wasserglaslesungen.

Wer sind Deine literarischen Helden?
Der Begriff stört mich. Wolfgang Borchert könnte allerdings einer sein und Mascha Kaléko mag ich sehr.

Wem erzählst Du Deine Geschichten?
Beinah jedem, der sie hören möchte.

Deine gegenwärtige Geistesverfassung?
Ein wenig in der Schwebe. Aber: Es geht mir gut, es könnte weiß Gott schlimmer sein. Danke der Nachfrage.

Erster Satz/Vers Deines open mike-Textes?
Wenn ich doch nur sagen könnte: Ich spüre die Dekaden.

Thilo Dierkes
Thilo Dierkes

Thilo Dierkes wurde 1995 geboren. Momentan lebt und studiert er in Freiburg im Breisgau. Neben dem Schreiben macht er Musik und ist Teil des Sprechtheaterensembles Laut und Lyrik.
Thilo Dierkes wurde ausgewählt von Anvar Cukoski.

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Sabine Gisin

Was liest Du gerade?
»I hvert øyeblikk er vi fortsatt i live« von Tom Malmquist (ungefähr: »Jeden Augenblick sind wir weiter am Leben«)
»Die Liebe unter Aliens« von Terézia Mora

Woran schreibst Du gerade?
Zettel aller Art, Übersetzungsproben aus dem Norwegischen, Notizen zu… einem zweiten Buch?

Was bedeutet Literatur für Dich?

Zum Beispiel das: Sich auf dem Rücken der Sprache an Orte zu begeben, die es noch gar nicht gibt.

Wer sind Deine literarischen Helden?

Robert Walsers Räuber, Astrid Lindgrens Räubertochter, Mayröckers räuberisches ›Ich‹

Wem erzählst Du Deine Geschichten?
Ich kann sie nur erzählen. Wohin sie sich dann bewegen und zu wem, entzieht sich ja meinem Einfluss.

Erster Satz/Vers Deines open mike-Textes?

Schlaglöcher, verdammte, brüllte der Mann und schlug mit der flachen Hand auf das Armaturenbrett.

Sabine Gisin
Sabine Gisin

Sabine Gisin, 1987 in Basel geboren, lebt mit Mann und Tochter zurzeit in Nærsnes, Norwegen. Studium am Literaturinstitut Biel, 2012 Autorenförderung der Stadt Basel, 2011-2012 Stipendiatenjahr am Schweizerinstitut in Rom.
»Du bist dem Fels entsprungen« ist ein Ausschnitt aus ihrem vor Kurzem fertiggestellten Romanmanuskript.
Sabine Gisin wurde ausgewählt von Anvar Cukoski.

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Berit Glanz

Was liest Du gerade?
Da ich als Literaturwissenschaftlerin arbeite, lese ich tagsüber zu den unterschiedlichsten Themen, außerdem habe ich Kinder und für die lese ich natürlich auch. Für mich persönlich lese ich gerne mehrere Bücher parallel, davon ist meist eins ein Sachbuch.

Gerade lese ich unter Anderem:
Herman Bang: Det hvide Hus
Mark B. Sandberg: Living Pictures, Missing Persons: Mannquins, Museums, and Modernity
Ernest Cline: Ready Player One
P. L. Travers: Mary Poppins

Außerdem lese ich gerne quer durch meine Twitter-Timeline und die dort verlinkten Artikel und Beiträge.

Woran schreibst Du gerade?
Ich schreibe eigentlich immer an mehreren Projekten gleichzeitig. Momentan sind das eine Tierdetektivgeschichte, ein Kindertheaterstück über Zahlen und zwei längere Prosa-Projekte, von denen sich eines vielleicht am besten als lose Verknüpfung von Romeo und Julia mit Pokémon Go beschreiben lässt. Das andere Projekt steht in Verbindung mit meinem open mike Beitrag und ich mag noch nicht mehr dazu sagen.

Was bedeutet Literatur für Dich?
Für mich subjektiv ist Literatur eine Lebensaufgabe, die meinen Alltag auf unterschiedlichste Art und Weise geprägt hat. Als Literaturwissenschaftlerin und als Autorin finde ich es spannend, dass literarische Texte als Zeichensysteme zweiter Ordnung operieren, das heißt als ein Bedeutungsgefüge welches auf dem kulturellen Bedeutungssystem aufbaut und so zwangsläufig immer im Bezug zur Welt steht. Diese unvermeidliche Verbindung eines literarischen Textes zur Kultur, in der dieser Text entsteht, macht die Auseinandersetzung mit Literatur für mich so interessant. Ich kann beobachten, wie im Text ein Bedeutungsgewebe entsteht, das etablierte kulturelle Bedeutungen verschieben kann, mit ihnen spielt oder ganz neue Bedeutungen erschafft. Mich interessiert Literatur als Medium gesellschaftlicher Selbstauslegung und ich glaube fest, dass man aus dem Umgang mit literarischen Texten einen hohen Erkenntnisgewinn erzielen kann, sowohl auf intellektueller als auch auf emotionaler Ebene.

Wer sind Deine literarischen Helden?
Ich bin mir nicht sicher, ob »literarische Helden« hier für meine Lieblingsfiguren oder Lieblingsautor*innen steht. Auf jeden Fall haben einige meiner Lieblingsautor*innen auch die literarischen Figuren geschaffen, die ich am ehesten als meine persönlichen Held*innen bezeichnen würde.

Momentan:
Elena Greco (aus Elena Ferrantes Neapolitanischen Sagas) und Friðrik B. Friðjónsson (aus Sjóns Schattenfuchs).

In meiner Kindheit:
Momo (Michael Ende) und Emily Byrd Starr (Lucy Maud Montgomery)

Wem erzählst Du Deine Geschichten?
Da ich drei kleine Söhne habe, höre ich momentan deutlich öfter Geschichten zu, als dass ich selbst dazu komme selbst Geschichten zu erzählen. Wenn ich Geschichten erzähle, dann am liebsten meinen Kindern vor dem Einschlafen und danach meinem Mann – der kann beim Zuhören gleich noch seine Deutschkenntnisse verbessern, er kommt nämlich aus Island.

Deine gegenwärtige Geistesverfassung?
Meine geistige Verfassung ist wach, meine körperliche Verfassung müde – in Bezug auf ein meine Gefühlslage beschreibendes Adjektiv fällt mir spontan »glücklich« ein, was mich in einer Art selbst-verstärkenden Feedbackloops gleich nochmal glücklicher macht.

Erster Satz/Vers Deines open mike-Textes?
»Wir haben keine Aufgaben, wir haben Missionen.«

Berit Glanz
Berit Glanz

Berit Glanz, 1982 in Preetz geboren, studierte Theaterwissenschaft und Skandinavistik in München, Stockholm und Reykjavík. Nach einem längeren Island-Aufenthalt lebt sie seit 2010 in Greifswald und arbeitet dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neue Skandinavische Literaturen des Instituts für Fennistik und Skandinavistik der Universität Greifswald. Außerdem schreibt sie Theaterstücke und übersetzt Texte für Kinder und Jugendliche aus dem Norwegischen und Isländischen.
Berit Glanz wurde ausgewählt von Albert Henrichs.

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Lisa Goldschmidt

Was liest Du gerade?
Yves Bonnefoy: »Die gebogenen Planken«; Friederike Mayröcker: »Und ich schüttelte einen Liebling/ Ich sitze nur grausam da«; Anaïs Nin: »Im Delta der Venus«.

Woran schreibst Du gerade?
An Gedichten über den Maler Pierre Bonnard.

Was bedeutet Literatur für Dich?
Si tac(uiss)es …

Wer sind Deine literarischen Helden?
Friedrich Dürrenmatt.

Wem erzählst Du Deine Geschichten?
»und ich hasse doch, sogar im Roman, alles Erzählen so sehr.« – Jean Paul.

Deine gegenwärtige Geistesverfassung?
Open minded.

Erster Satz/Vers Deines open mike-Textes?
Aus vier Bewegungen besteht die Nelkenreihe, jede Bewegung eine Jahreszeit.

Lisa Goldschmidt
Lisa Goldschmidt

Lisa Goldschmidt, geboren 1993 in Freiburg im Breisgau, abgeschlossenes Studium der Malerei (Staatlichen Akademie der Bildenden Künste – Karlsruhe), lebt seit 2013 in Frankfurt und studiert dort Psychologie. Veröffentlichte Beiträge in der Nagelprobe 32 (2015) und 33 (2016) im Jungen Literaturforum Hessen (Allitera Verlag).
Lisa Goldschmidt wurde ausgewählt von Daniela Seel.

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