Rebekka Greifenberg: Heute und der nächste Tag

Manchmal wird in meinem Kopf so viel Text produziert, dass ich das gar nicht so schnell alles aufschreiben kann. Dann habe ich die Hälfte schnell irgendwo hingeschrieben, aber habe andere wichtige Sätze wieder vergessen. Wichtige Sätze einfach vergessen. Wie kann man so wichtige Sätze einfach vergessen?

Eine Schriftstellerin ist in der Krise: Sie schreibt und schreibt und schreibt – in ihr Handy, auf Zettel, einfach überall hin. Nur fokussieren kann sie sich nicht. Ähnlich lesen sich ihre Gedanken: Endlosschleifen, die nirgends hinführen. Und dann kommt da noch diese Wahnvorstellung hinzu: Nachdem die Ich-Erzählerin dem »okay aussehenden Vater Mitte Vierzig«, der täglich an ihrem Fenster mit seiner kleinen Tochter vorbeiläuft, gesteht, dass sie gerade nicht weiter weiß, fühlt sie sich beobachtet. In der Folge verbrennt sie diverse Texte, vergräbt im Garten ihre Sexspielzeuge und denkt viel über Lars Eidinger nach – genauer: über seinen Penis.

Es gibt sogar einen Text, in dem ich über Lars Eidinger und seinen Penis schreibe, obwohl, vielleicht habe ich den auch gestern im Kamin verbrannt.

Ja, das sind viele Informationen, die etwas wirr daher kommen, und sich auch etwas ziellos lesen – was okay ist, befinden wir uns doch im Wahn. Rebekka Greifenberg liest gut auf die kleinen Pointen ihres Textes hin, dadurch gewinnen die teilweise etwas sperrigen und ausufernden Sätze an Schärfe. Dass Lars Eidinger als Objekt der Begierde herhalten muss, ist Geschmackssache, dem Publikum scheint es zu gefallen – die Lacher sind auf der Seite der Autorin.

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