Im Gespräch mit Lucy Fricke

Florian Kessler twitterte am Sonntag des 26. open mike:

Glaube, diesmal gabs nicht diesen Ralph Tharayil-Lucy Fricke-Leif Randt-Maren Kames-Juan Guse-Inger Maria Mahlke-Moment, in dem das Publikum still wird und Herzen zucken und alles baff begreift, dass Unfassbares passiert, aber Texte können ja auch so viel anderes.

In der Geschichte des open mike gab es also auch einen Lucy Fricke-Moment. 2005 hat sie selbst den open mike gewonnen, dieses Jahr ist sie Jurorin und hat die zwanzig Finalist*innen bewertet. Wir haben mit ihr gesprochen, wie sie nun auf den open mike blickt.

 

2005 hast du selbst beim open mike teilgenommen und gewonnen. Was ist dir besonders im Gedächtnis geblieben?

Das war lebensverändernd. Ich habe damals noch studiert und das war meine erste öffentliche Lesung. Danach hatte ich sofort eine Agentur, nur eine Woche später, und hatte auch ganz viele Angebote von Verlagen. Eigentlich ging es da für mich dann los. Zu dem Zeitpunkt war ich mit meinem Studium am Literaturinstitut in Leipzig fast fertig und so fügte es sich ideal. Für mich hat da alles angefangen und es war eine wahnsinnige Bestätigung.

Hatte der open mike auch längerfristig einen Einfluss auf deine Karriere?

Das weiß ich gar nicht so genau. Man hat es immer ein bisschen leichter, wenn man sagt: Sie hat den open mike gewonnen, das kommt mit in die Vita und dann freut sich die Marketingabteilung im Verlag. Ansonsten hat es für mein weiteres Leben nicht diesen großen Einfluss – abgesehen davon, dass es der Startschuss war. Lustigerweise werde ich jetzt immer gefragt, ob ich auch mal Lesebühne und Slam gemacht habe. Viele, die das nicht kennen, denken bei dem Namen open mike, das sei ein Lesebühnenpreis.

Wie fühlst du dich jetzt in der Rolle als Jurorin?

So halbwohl, muss ich sagen. Das hat überhaupt nichts mit der Entscheidung zu tun. Es ist einfach komisch, als Autorin andere Autoren und Autorinnen zu bewerten. Seltsame Situation, in der ich mich nicht so behaglich fühle. Einerseits weiß man um die Verantwortung, denn dadurch, dass ich selber gewonnen habe, weiß ich natürlich, was das bedeutet, und so ein bisschen schnürt es mir auch die Kehle zu. Mir wird es so eng ums Herz, weil es ja nur drei Preise am Ende gibt. Ich fühle sehr mit den Autoren und Autorinnen, die nicht gewonnen haben. Ich habe auch oft Preise nicht gewonnen, sodass ich viel mehr verstehe, wie sich das anfühlt, das Nicht-Gewinnen. Man fühlt sich, als hätte man verloren. Aber das Wichtige ist, weiterzumachen.

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