New Readings | Philipp Böhm: Schellenmann

Auch im Frühling 2019 erscheinen wieder viele spannende Prosa- und Lyrikdebüts. Einige von ihnen stellen wir in den kommenden Wochen vor. Den Autor*innen haben wir ein paar Fragen zur Literatur und Person gestellt.
Heute: Philipp Böhm

Philipp Böhm: Schellenmann
© Nane Diehl

Philipp Böhm: Schellenmann

»Es gibt etwas, das Hartmann weiß und Jakob nicht.« Hartmann und Jakob arbeiten in einer Fabrik am Stadtrand, wobei niemand so recht sagen kann, was dort eigentlich produziert wird. Sie sind gemeinsam in der kleinen Stadt aufgewachsen: der ältere Hartmann, der seinen Platz in der Gemeinschaft schon immer sicher hatte und Jakob, der zugezogene Außenseiter. In einem Sommer, der nicht mehr endet, beginnt Hartmann sich von allen, auch von Jakob abzuwenden. Nach einem Streit verschwindet er. Jakob begibt sich auf die Suche nach seinem Freund, während die Natur um die kleine Stadt zu sterben beginnt und die Bewohner immer aggressiver werden. Ihm folgt der mysteriöse Schellenmann.

Schellenmann schildert das Aufwachsen zwischen Fabrikarbeit, Lethargie und dem Gefühl der Unzugehörigkeit. Philipp Böhms sehr eigene Sprache und Erzählweise entwickeln einen mitreißenden Sog und lassen nicht mehr los.


Was schoss dir durch den Kopf, als du dein Debüt zum ersten Mal in den Händen gehalten hast?

Was für ein schönes Grau! Danach kamen einige schöne und verwirrende Gedanken, die ich aber eigentlich lieber für mich behalten will.

Wie lautet der erste Satz deines Debüts?

Es gibt einen Ort, an dem Hartmann jetzt ist.

Was gefällt dir am besten am Schreiben? Und was findest du am unangenehmsten?

Am besten: Extrem aufgekratzt diese eine Idee aufschreiben, die man niemand sonst erklären kann. Den Punkt erreichen, an dem man ganz nah bei den Dingen ist. Die Befriedigung von konzentriertem Arbeiten.

Am unangenehmsten: Der erste Blick auf einen abgeschlossenen Text nach Monaten und alles, was sich dann daraus ergibt.

Wenn du könntest, welchen Rat würdest du deinem Ich von vor zehn Jahren geben?

Struktur ist wichtig. Also organisier deinen Alltag so, dass du Zeit zum Schreiben hast.

Bereust du etwas? Was?

Diese Sache an meinem dreißigsten Geburtstag.

Mit welchem Autor / welcher Autorin würdest du gern mal ein Bier trinken gehen?

Mit Steven Millhauser. Aber nur, um über Baseball zu sprechen. Ich glaube, er versteht sehr viel davon.


Philipp Böhm, geboren 1988 in Ludwigshafen, studierte Germanistik und Politikwissenschaft in Jena und Bremen. Mehrere seiner literarischen Texte wurden in Literaturzeitschriften und Anthologien veröffentlicht. 2014 erhielt er das Bremer Autorenstipendium. Beim 24. open mike 2016 war er unter den Finalisten. Er ist Mitglied der Redaktion des Literatur- und Kulturmagazins metamorphosen und arbeitet für das Kreuzberger Literaturhaus Lettrétage. Er lebt in Berlin.

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