Jugendsommer und Abschiede, “käfergeschwader” und “schneeschatten über der firstlinie”, “gegensonne, kühles”. Arne Vogelgesang schiebt virtuos Doppelsinn ineinander, gerne auch augenzwinkernd: “wohin / flöhe der verdacht, / dieses jucken des alten / jahrs”. Dichotomien infizieren einander, der “spiegel” verflüssigt durch die benachbarten Verben “abtaun” und “einschmelzen”.
“schon deine haut ist bestimmt nicht / meine, die ich so gern berühr. ihr schmelz, / ja: schön ist der schnee zwischen vögeln / und schatten”
Vogelgesang spielt mit geometrischen Formen – Linien und Geraden, “fluchtpunkt” und “hilfslinie”, Angelrute, Bahngleise, “ kieferstammstakkati”: “flaches land, übergrenztes, durch das es uns / anpflanzt; gekurvtes, liniertes, niedergelegtes / endjahresland”.
Über kühl kalkuliertem Formspiel vernachlässigt Vogelgesang nicht das Glühen poetischer Assoziationen. Natur reflektiert Entwicklung:
“es schwellen die quitten im garten, wart nur, / sie fallen ins gras, heiß, noch nicht, aber bald / solln sie fallen & mit ihnen fällts den sommer”
Als “Wasserstandsberichte einer Generation, die ohne Utopien auskommen kann oder muss”, beschreibt Lektor Christoph Buchwald die Gedichte. Die Themen: “irgend etwas zwischen / krankheit und glück”. Ein Lesevergnügen. Doch beim open mike schlagen die Gedichte ihrem Autor ein Schnippchen: Überpointiert vorgetragen wirken die Texte buchhalterisch, trocken. Ein Jammer.
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