Laudatio von Thomas von Steinaecker auf “Pelusa” von Juan S. Guse

Solche Entscheidungen sind zwangsläufig immer von persönlichen Geschmäckern abhängig, denoch fällt es mir ausnahmsweise relativ leicht zu begründen, warum wir drei uns einstimmig für diesen Text entschieden haben. Schon der erste Satz ist eine Wucht: syntaktisch komplex, aber klar; inhaltlich wird dabei genau jene Stimmung heraufbeschworen, die im Folgenden immer mehr verdichtet wird, am Ende zu einem surreal-kunstvollen Schlussbild, aber auf den Seiten davor ohne jeden billigen Effekt oder Klischees.

Wie hier die Balacne gehalten wird zwischen Unheimlichkeit und einer manchmal witzigen Absurdität; und wie die genauen, auch von der Wortwahl her ausgefallenen Beschreibungen die Realität zunehmend in Richtung Traum / Alptraum verschieben, das ist ungewöhnlich, anspruchsvoll und zugleich aber eben auch von untergründiger Spannung. Eine Figur, die sich erst Gedanken macht, ein Tier zu verarzten und zu retten, es dann aber kaltblütig erschlägt, um es zu erlösen: So eine Figur macht neugierig, weil sie unbekannt und mehrdimensional wirkt.

Wir hatten alle drei nach der Lesung spontan überlegt, wie diese Handlung, sofern sie einem größeren Kontext entstammt, weitergeführt wird; was hier Traum, was Wirklichkeit ist: ich denke, eines der sicheren Anzeichen dafür, dass ein Text gelungen ist. Er hallt in uns nach. Und das ist umso erstaunlicher, als dass sein Autor dieses Jahr erst 23 Jahre alt ist.

Juan S. Guse: “Pelusa”.