Eine Frage hätten wir noch, Stefan Mesch

Stefan Mesch, Januar 2013

Was war Ihr erstes Buch, an das Sie Sich erinnern?

Die Telos-Bilder-Bibel. Meine Mutter sagte, sie las mir vor – doch ich hätte sie gebeten, den Quatsch zu lassen: „Das stimmt doch nicht. Das gibt es nicht!“ 

Verspüren Sie Glück beim Schreiben?

Dasselbe Glück wie beim Puzzeln – oder beim Lösen anspruchsvoller, kniffliger Rätsel.

Was ist für Sie das größte Unglück?

Für mich, privat? Mich nicht verständlich machen zu können.

In der Welt, global? Dass es immer noch – überall – an Informationen und Bildung fehlt.

 

Welches Buch hat Sie am meisten beeindruckt?

Nabokovs „Fahles Feuer“, Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, viel Dietmar Dath, z.B. „Dirac“,  Marcus Brauns „Delhi“ und zuletzt Ruth Klügers „Weiter Leben“.

Welches Buch bereuen Sie gelesen zu haben?

Die meisten Comics von Grant Morrison. „Das kurze Leben“ von Juan Carlos Onetti. John Boynes „Der Junge im gestreiften Pyjama“.

Sibylle Berg, Thomas Glavinic, Joey Goebel und John Green gehe ich aus dem Weg.

„Unendlicher Spaß“ und „Der Herr der Ringe“ sind… passabel – doch ich hasste es, mich bis zum (jeweils: enttäuschenden) Ende zu quälen.

 

Woran arbeiten Sie derzeit?

an meinem ersten Roman, „Zimmer voller Freunde“. Exposé in Bildern hier. Lese-/Hörprobe hier.

 

Was ist Ihre Idee von Literatur?

Nonfiction folgt klugen Fakten und Gedanken.

Literatur / Prosa stellt gute Fragen.

 

Ihre Helden?

Clark Kent und Lois Lane.

Green Arrow, Wonder Woman, Starman, Nightwing.

 

Ihre liebsten Romanhelden?

Das Ehepaar aus „Revolutionary Road“, Humbert Humbert aus „Lolita“ [kein Held – aber eine irrsinnige Stimme], die [autobiografischen] Frauenfiguren von Barbara Honigmann und Monika Maron.

Ihre liebsten Filmhelden?

Ich mag DIESEN (Link) Film-Archetyp sehr: verbissene, maßlose Idealisten.

 

Ihr liebster Schriftsteller?

Klassiker? Thomas Wolfe, Vladimir Nabokov, John Cowper Powys.

Gegenwart? Stewart O’Nan und Dietmar Dath.

 

Ihr liebster Maler?

Zählen Fotografen? Dann Gregory Crewdson.

 

Welches Design bevorzugen Sie?

„Gattaca“ war nett: mid-century modernism? Frank Lloyd Wright usw.?

 

Ihre Lieblingsmusik?

trauriger Folk.

 

Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Neue Sachen lernen.

Bücher, Artikel, Trivia sammeln, kuratieren, auf Facebook teilen.

Mit Freunden sprechen (…und: essen!).

Ist lesen sexy?

Für Frauen? Manchmal – doch. Für Männer? Auf keinen Fall:

Alle heiratswilligen Freundinnen in meinem Alter – Ende 20 – sind froh, wenn „ihre Männer“ Holz hacken, renovieren, gesund leben. Wer sich die Zeit nimmt, fünf, sechs, acht Stunden vor einem Buch zu hocken – statt Geld zu verdienen, die Welt zu retten, toll zu kochen o.ä. – ist diesen Frauen suspekt: Lesen frisst Zeit. Wirkt egoistisch. Hat keinen klaren Nutzen.

 

Welche drei Gegenstände nehmen Sie mit auf eine einsame Insel?

Schreibzeug. Lektüre. Und eine Kamera hilft mir beim Sehen / Herumlaufen: Eindrücke machen mehr Spaß, wenn man sie festhalten, sammeln, teilen kann.

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Stefan Mesch, geboren 1983 in Sinsheim (Baden), schreibt für ZEIT Online, den Berliner Tagesspiegel und literaturkritik.de. Aktuelle Projekte / Links / Leseproben unter