Die »Gegenden«, die Arnold Maxwill in seinen Gedichten beschreibt, sind die, die er »selbst durchstreift hat«, wie es Lektor Hans Jürgen Balmes formuliert. Selbst am Niederrhein geboren, schreibt der Autor über das Ruhrgebiet und seine Peripherie. Was beim Lesen im stillen Kämmerlein blass bleibt, unfertig wirkt, wird bei Maxwills Vortrag schlagartig greifbar. Er liest bedacht, langsam, aus einer Aura heraus, die uns mitten hinein in diese Landschaften versetzt: Nach Bruckhausen, einen Duisburger Stadtteil im Bezirk Beeck (»hinter Beeck / endet die Welt«), in Bahnhofsstraßen (»so karr und klar /Sonntagmorgen / Bahnhofstr«), an einen Hafen:
»für wenige Stunden haben / die Container Kräne sich / heimatlos verkehrt hier / randgelegt flacher Atem /
und nur die Schaltungen die / elektrischen elektronischen der / Ausfallstraßen sie korrigieren / den nicht fließenden Verkehr«
Die Schaltungen, im Folgetext als Doppelpunkte markiert, intoniert er beim Lesen als Schnalzen, »Klick«, und die »Möbel der Stadt« (Balmes), die die Landschaft ergänzen, erscheinen auf der Bildfläche. Uneindeutig bleibt dabei die Haltung des lyrischen Ich, das zwischen »hier will ich nicht / bleiben kein Ort hier / in dieser Leere« und Oden an die Schönheit (»Peripherie schweigt mit schöner / Stirn und schönem Namen«) zerrissen ist. Nischenlyrik, eigen, fremd und doch ganz nah.
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Leseprobe: Arnold Maxwill; Gegenden
Gegenden
die Spuren weichen nicht
der Tag ist
nun ein anderer
und keinerlei Verletzung
ein weites Firmament
nur wir Flächenwesen sind
versehrt voll Narben
und unsere Zungen
wir fallen nicht
auf und auch
nicht runter
Blickgrenzung
hier will ich nicht
bleiben kein Ort hier
in dieser Leere
ein unablässiges
Durchstreichen der Spur
wir bleiben ohne Protokoll
und werden froh sein
nicht Schrift werdende
Ereignislosigkeit
auf allen Tafeln
falsche Anwesenheit