Wir, das PROSANOVA I 17

Am Donnerstag geht es los, Prosanova 17 lädt ein nach Hildesheim zur 5. Ausgabe des Festivals für junge Literatur. Heute schreibt Mara Schmitz darüber, wie das Team einen alten Supermarkt literarisch urbar gemacht hat: »Ruhig, runterkommen, neue ToDo-Listen anlegen und feststellen: doch, das schaffen wir.«


Wir, das PROSANOVA I 17

Ich lasse die Machete mit Wucht hinuntersausen. Eine Kerbe bildet sich am dünnen Stamm. Noch einmal, Arm heben und wieder zuschlagen. Mit einem Knacken bricht der Zweig zur Seite.
Die dornigen Brombeeren sind entfernt. Die dicken Wurzeln, über die man stolpern könnte, sind herausgerissen. Und die Büsche niedergeschlagen. Die Terrasse ist frei.
Wir stehen auf den Kieselsteinen vor dem leeren Aldi und schauen auf die große Fläche. Es fehlen noch Liegestühle, Sonnenschirme und natürlich Besucher°innen, die das ganze Gelände fluten. Sich quatschend und Cocktails schlürfend in den Stühlen räkeln und in den Sofas versinken.
Und dafür machen wir das Ganze ja. Für diese Stimmung, die Besucher°innen, für die Künstler°innen und irgendwo auch für uns selbst, weil wir das gesamte Festival über von morgens bis abends auf dem Gelände sein werden.
Wir. Das bildet sich mit der Zeit immer deutlicher. Es kommen mehr Leute dazu, die sich zum Wir zählen. Die sich Blasen an den Händen arbeiten und Kopfschmerzen von den endlosen Tabellen bekommen. Die alle ein paar von den ToDos übernehmen, bis sich absehen lässt, dass man doch alles noch schafft. Dass wir fertig werden, bis PROSANOVA anfängt.
Die vier Tage im Juni rücken immer näher. Wir können nicht erwarten, uns endlich in das Festival zu stürzen – doch vielleicht kann man schon warten, weil das alles viel zu schnell geht, weil doch noch so viel zu tun ist und oh nein, das schaffen wir doch alles niemals in zwei Wochen.
Ruhig, runterkommen, neue ToDo-Listen anlegen und feststellen: doch, das schaffen wir. Noch ein paar mehr Leute dazu holen, weil das Helfen beim Prosanova schon so eine Tradition ist und irgendwo auch ein Gefühl.

Ich sitze im Büro vor lauter Tabellen und frage mich, ob das menschliche Gehirn nur eine gewisse Anzahl an Spalten und Zeilen verarbeiten kann.
Das PROSANOVA bietet dieses Jahr viele verschiedene Veranstaltungen gleichzeitig an. Das bedeutet Abwechslung und keine überfüllten Räume für die Besucher°innen und für die Organisation bedeutet das Tabellen, die sich über mehrere Meter zu erstrecken scheinen.
Ich schreibe den Künstler°innen, buche Hin- und Rückfahrten und Hotelzimmer. Ich kriege freundliche Antworten. Es liegt eine gewisse PROSANOVA-Spannung in den Zeilen und ich werde aus Berlin, aus Leipzig und aus der Schweiz gegrüßt.
Die Künstler und, dieses Jahr auch zahlreich vertreten, die Künstlerinnen freuen sich auf das Festival, sie würden gerne noch eine Nacht länger bleiben, um sich das Programm anzugucken und nein, sie hätten doch lieber ein Einzelzimmer, ob das denn ginge.

Und dann sitzen wir alle in einem Kreis, in der Mitte Erdbeeren und Blumen in einer leeren Weinflasche. Die Sonne scheint durch das Gerüst auf unsere Köpfe und wir reden.
Wir sagen, wie es uns so geht und was wir in unseren Aufgabenbereichen so machen.
Wir brauchen noch mehr Leute, die Schichten auf dem Festival übernehmen. Die Bändchen kontrollieren und hinter der Bar stehen. Die sich um die kümmern, die nicht genau wissen, wo die Dieselhalle denn jetzt ist oder die Toiletten oder ob man das Buch hier auch irgendwo kaufen kann. Dort hinten, da drüben, ja natürlich kann man das. Der Buchladen hat einen knallrosa Anstrich und steht im Festivalzentrum.
Wir sind mit dem Bar-Bauen weitergekommen und die Treppen sind fertig. Wer hat nachher noch Lust die Wand im Backstage-Klo mit Goldfolie zu bekleben?
Wir kaufen morgen für den Infokiosk ein. Tampons, Kartenspiele, Einwegkameras und Tabak und so. Alles eben, was man schnell mal vergisst.
Wir haben gerade richtig viel mit der Bettenbörse zu tun. Es gibt ganz viele Betten und Sofas in WGs, auf denen Gäste schlafen werden.
Wir hatten letzte Woche einen unserer Schulworkshops. Die meisten Kinder waren richtig motiviert und es sind so schöne Geschichten entstanden. Hoffentlich unterschreiben die Eltern die Formulare, damit sie in die SonderBELLA kommen können.
Wir haben viel zu tun und wir kommen alle weiter.
Wir freuen uns schon.

Wir sehen uns auf dem Festival!

Mara Schmitz

Prosanova

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