Das war es dann wieder aus Klagenfurt. Die 41. Tage der deutschsprachigen Literatur sind vorbei und gewonnen hat Ferdinand Schmalz. Der Deutschlandfunkpreis ging an John Wray, der Kelag-Preis an Eckhart Nickel, der 3sat-Preis an Gianna Molinari & der Preis des Publikum schließlich an Karin Peschka. Aber wenn man die Berichte aus Klagenfurt liest bekommt man den Eindruck, dass es auch drei Preise getan hätten in diesem Jahr.
Für die FAZ fasst Andrea Diener zusammen, was gelesen wurde: »hübsch geklöppelte Untergangsstimmung … kolportagehaftes Phrasengewitter von lokalzeitungshafter Launigkeit … das Ganze leider nicht mehr als die Summe seine Teile, eine … ratlose Jury und ein ratloses Publikum.«
Alle waren schon im Vorfeld begeistert von John Wray & sind es nach seiner Lesung umso mehr. Kolja Mensing begründet seine Begeisterung auf Deutschlandfunk Kultur: »John Wray kann was, was leider nur amerikanische Autoren wirklich können, nämlich Leichtigkeit & Unterhaltsamkeit im ganz hohen Grad von Komplexität zu paaren.«
Franzobel Rede zu Eröffnung war für Mensing »wirklich eine eindrucksvolle Inszenierung«.
In der Welt zieht Elmar Krekeler die »Bilanz eines Desasters.« »Entweder – aber das wollen wir nicht glauben – verhält sich die Fähigkeit der Jury zur Auswahl gescheiter Wettbewerbstexte gegenläufig zu ihrer erwiesenen Diskussionsfähigkeit. Oder – auch das wollen wir nicht glauben – sie sind entweder zu bequem oder zu sehr in seltsamen Agenden derart gefangen, dass es ihnen nicht gelingt, innerhalb eines Jahres 14 Texte zu finden, zu bestellen, von denen – wir wollen gnädig sein – zehn zumindest diskussions- und preiswürdig sind.«
In einem weitere Betrag für die Welt stellt Krekeler übellaunig fest: »In Hamburg brennt die Stadt, und hier übt sich die Fashion Week für mutlose deutschsprachige Literatur in Realitätsverkleinerung.«
Im Freitag stellte Hans Hütt schon vor Beginn jede Menge Fragen um dann in den kommenden 1, 2, 3 Tagen sichtlich um Wohlwollen bemüht zu berichten.
Für Wiebke Porombka war es in der Zeit »ein starker Wettbewerb.« Allerdings wie immer begleitet von einem kulturpessimistischen Lamento, »das eigentlich nur Parodie hätte sein dürfen, leider wohl aber nicht sein sollte«.
Gerrit Bartels schreibt im Tagesspiegel über Franzobels Eröffnungsrede: »Nur verrutscht dem guten Franzobel seine ja gut gemeinte Rede ins doch sehr Ungefähre, Allgemeine, ins gleichermaßen Verlaberte wie oberflächlich Weckrufhafte.«
Der Wettbewerb war für Bartels schon am ersten Tag gelaufen: »… es am zweiten und dritten Lesetag auch noch ein, zwei brillante, wenigstens großartige Texte geben sollte, wird dieser Jahrgang als einer der besten in die Bachmann-Preis-Annalen eingehen. Also: John Wray ist der Top-Favorit.« Der Rest war dann aber doch wieder »typisch Klagenfurt«.
Am zweiten Tag musste er feststellen, dass ihm Ferdinad Schmalz Wray »ernsthafte Konkurrenz machen wird, wenn am Sonntag die Preise verliehen werden.«
Am dritten Tag sind es vor allem die Animositäten innerhalb der Jury, die es ihm wert sind berichtet zu werden.
Sein Resümee: »Es bleibt ein indifferenter, diffuser Eindruck. … Klagenfurt braucht mehr Wray-Texte. Und die deutschsprachige Gegenwartsliteratur braucht diesen Wettbewerb nicht. Die Literaturkritik dagegen eher – nirgendwo lässt sich schöner der Arbeit nachgehen als am Wörther See und in seiner Umgebung.«