Sally-Charell Delin und Stefan Diezmann
Ein bisschen googlen, lesen und durch die Bildersuche stöbern, und schon meint man, einen Menschen, den man noch nie gesehen hat, zumindest ein wenig zu kennen – je nachdem, wie viel die Person von sich preisgibt. Als Blog-Redaktion hatten wir vor dem open mike-Wochenende kaum ein richtiges Kennlerntreffen. Und auch ihr, die Leserschaft, kennt uns noch nicht. Um das zu ändern, haben wir uns gegenseitig gegooglet. Die Ergebnisse könnt ihr hier nachlesen, einschließlich aller hanebüchenen Hypothesen und natürlich auch, was die Gefundenen selbst dazu zu sagen haben.
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Sally über Stefan: Ich sitze händereibend vor dem Computer und fühle mich wie ein Detektiv: Was verrät mir Google über meinen Blogger-Kollegen Stefan Diezmann?
Nach 0,71 Sekunden werden mir 90.600 Suchergebnisse angezeigt. Google kennt Stefan vor allem als Mitarbeiter beim Wallstein Verlag: Als „Foreign Rights Manager“ (klingt ja seriös), zuständig für „Translations“ und für die Literaturzeitschrift „die horen“. Diverse Danksagungen loben ihn als sorgfältig, umsichtig und geduldig. Soweit klingt das alles ganz wundervoll, aber wo sind die versteckten Laster?
Ein paar Sucheinträge weiter werde ich fündig: Laut Pinterest knabbert Stefan auf Parties gern gefüllte Blätterteig-Taschen, steht auf skandinavisches Wohndesign und auf Pfälzer Krustenbraten vom Weber-Grill. Außerdem teilen Stefan und ich wohl eine Begeisterung für DIY-Beton-Vasen – die habe ich vergangenes Jahr zu Weihnachten en masse produziert (falls du da noch ein paar Tipps brauchst…).
Auf Googleseite zwei erfahre ich dank buchmarkt.de, dass Stefan seit diesem Juli bei Wallstein einen Nachfolger hat. Ich bin verwirrt. Und wo arbeitet er jetzt? Die Suchmaschine hüllt sich in Schweigen. Auch den Literaturblog Poesierausch, den Stefan gemeinsam mit Co-Bloggerin Juliane schreibt, versteckt Google weit hinten in den Suchergebnissen. Hier erfahre ich von weiteren Leidenschaften: Der Musik, dem Kochen und Essen. Dank Pinterest weiß ich über Letzteres ja schon bestens Bescheid. Gefüllte Blätterteigtaschen eignen sich bestimmt auch hervorragend als Nervennahrung für die Wettbewerbstage, oder?
Stefans Antwort: Ich muss es zugeben: Nach dem Lesen habe ich mich erstmal selbst gegoogelt. Ewig nicht mehr gemacht. Aber eine Sache hat mich nicht losgelassen: der Pfälzer Krustenbraten! Wo kommt der denn bitte her? Wer ist mein Foodporn produzierender Doppelgänger? Ein Schatten? Ich werde es nicht herausfinden. Aber auch wenn Weber-Grill und Krustenbraten aus meinem Raster fallen – Den Partyknabberer hast Du absolut richtig erkannt! Nervennahrung wird mehr als ausreichend auf den Blog-Plätzen vorhanden sein, so viel ist sicher. Und ganz nebenbei bin ich ganz glücklich, dass Google dann doch nicht alles über mich weiß.
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Stefan über Sally: Wer ist Sally-Charell Delin? Ob Google mich der Antwort näher bringt? Wie in eine Zauberkugel starre ich, nur eben auf den Bildschirm. Bis sich der Nebel auf der ersten Seite zunächst verzieht.
Diverse Profile geben sich die digitale Klinke in die Hand: torial kennt sie als freie Journalistin, Xing fügt noch die Reporterin und die Redakteurin hinzu. Sie ist auf Instagram unterwegs, bei Twitter, und Artikel sind auch zu finden. Und das nicht zu knapp! Für die freie Journalistin ist wirklich alles da. Sie scheint auch bei so einigem bewandert zu sein. Bento berichtet mir von Zuckersucht (Junkie?) und Camping (Survival-Expertin?), und auch Gurlitts Beutekunst scheint sie sehr gut zu kennen. (Überdurchschnittlich große kriminelle Energie?) Hier zieht langsam wieder Nebel auf. Ein paar Google-Seiten weiter wird es langsam interessant.
Zunächst fällt ein Modeblog aus der Reihe. Schräg? 2013 stirbt der Blog plötzlich. Zufall? Die Hörzu zeigt mir ein Feature über Gärten. Und schon läuft eine Kurzfilmreihe über ein Wohnheim in Potsdam. Und dann ist er da: Der Pub des Jahres. Voller schalem, warmem Bier. Hmmmm. Dann füttern wir noch Ziegen in Südafrika mit ihr. Und dann taucht plötzlich der Nussknacker auf. Inzwischen sind wir im Jahr 2003, aus dem das wohl älteste Lebenszeichen stammt. Damals tanzte sie als Kind für Kinder, heute lässt sie für uns die Buchstaben tanzen. Und da ist der Nebel wieder.
Sallys Antwort: Stefan, ich ziehe meinen Hut. Bisher habe ich meine eigenen Recherche-Skills ja stets selbst gelobt. Da kannte ich dich wohl noch nicht. Für so einen Profi mach ich gern das Siegertreppchen frei. (Applaus) Ich wusste ja, dass mein digitaler Fußabdruck einige Lacher zu bieten hat. Du hast aber wirklich jedes Steinchen umgedreht und mir ganz zauberhafte Erinnerungsmomente beschert. Ich gebe zu: Mein digitales Profil kann ein wenig nebulös daherkommen. „Kultur“-Journalistin ist doch aber ein recht dehnbarer Begriff, oder? Außerdem weiß ich jetzt, an wen ich mich in Zukunft für ganz hartnäckige Recherchefälle wenden kann.
2 Gedanken zu “„I know you from Google“: Die BloggerInnen I”