Sams Kopf war ein Rubbellos.
Matthias Emanuel Tonons Text steigt mit einem liebevollen Abschied zwischen dem Ich-Erzähler und seinem Partner Sam am Bahnhof ein. Es gibt einen Kuss und einen kleinen Biss in die Unterlippe. Dies ist der erste erkennbare Text des 25. open mike, der mal nicht von einer heteronormativen Beziehung erzählt. Doch wir lernen Sam nicht persönlich kennen, sondern nur durch die Erinnerungen und den Blick des Ich-Erzählers.
Wie nebenbei erfahren wir, dass der Ich-Erzähler an Krebs erkrankt ist. Doch darum geht es in dieser melancholischen Geschichte eigentlich nur am Rande. Dies ist keine Betroffenheitsgeschichte, sondern vielmehr ein kleines Sehnsuchtsstück. Denn nachdem klar ist, dass sein Partner Krebs hat, steht Sam ihm bei. Er versucht auf kindlich-naive, aber liebenswürdige Weise, seinem langjährigen Freund zu helfen. Er rasiert sich die Haare für ihn ab, er ändert seine Gewohnheiten und teilt mit ihm seine Lebensfreude.
Er tauschte seine Laster und Macken einfach ein, als Pfand für meine Gesundheit.
Nach und nach wird allerdings klar, dass Sam nicht wiederkommen wird, denn er ist nun bereits vier Jahre fort und dem Protagonisten bleiben nur seine Gedanken an ihn. In leisen, versöhnlichen Tönen zeichnet Tonon ein Bild von der Beziehung zwischen dem Ich-Erzähler und Sam. Die Sprache ist schlicht, die Krankheitsgeschichte wird unaufgeregt beleuchtet. Der Schmerz über den Verlust des Freundes überwiegt im Text.
Und heute weiß ich, wir versprechen alles und halten nichts, nur damit wir den Abschied nicht spüren müssen.
An mehreren Stellen könnte Tonons Geschichte in den Kitsch abrutschen, sie tut es aber nicht und hier liegt für mich die Stärke und Schlagkraft dieser Erzählung. Lediglich vom Vortrag des Autors war ich ein wenig enttäuscht, denn hier klang nun doch wieder ein gewisser Pathos durch.