Katharina Goetze & Rebekka Greifenberg
Katharina Goetze
Katharina Goetze, geboren 1984 in Dresden. Nach Stationen in England, Ägypten, Laos, lebt sie seit 2015 in Wien. Studium der Journalistik und Soziologie (London) und der Modernen Nahostwissenschaften (Kairo, Oxford) und seither tätig in der Entwicklungszusammenarbeit & humanitären Hilfe. Preisträgerin beim Bundeswettbewerb Treffen junger Autoren, Lyrik in Fahrt und zeilen.lauf-Kurzgeschichten-Wettbewerb 2017. Finalistin des Mölltaler Kurzgeschichten-Wettbewerbs 2018, Longlist beim FM4-Wortlaut 2017 und Münchner Kurzgeschichtenwettbewerb 2017. Prosaveröffentlichungen in diversen Literaturzeitschriften und Anthologien, regelmäßige Lesungen in Wien. Arbeitet derzeit an ihrem ersten Roman.
Wann schreibst Du am liebsten?
Wenn ich es schaffe, früh aufzustehen: im Morgengrauen mit einer Tasse Grüntee mit Milch (unterschätzte Kombination).
Wer liest Deine Texte zuerst?
Meist befreundete AutorInnen, u.a. aus meinem AutorInnenkollektiv „Jung Wien 14“. Im Fall meines open mike-Textes »Das Suchen nach dem Finden« war es aber tatsächlich die Vorjury.
Was bedeutet Literatur für Dich?
Freiheit, Abenteuer, Hoffnung, Utopie, Schönheit. Zuflucht vor dem Wahnsinn.
Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
Wahrscheinlich würde ich mich an den PEN Club wenden. Und in der Zwischenzeit mehr lesen und lernen, besser zu singen.
Was erfüllt Dich mit Hoffnung?
Gutmenschen, mutige und offenherzige Menschen, verträumte, naive Spinner, die ebenfalls Hoffnung haben.
Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
Mir eine smaragdgrüne Dauerwelle machen, oft und unvorbereitet bei Poetry Slams auftreten, an Regenvormittagen in der U-Bahn laut »Atemlos durch die Nacht« singen, und ein humoristisches Selbsthilfebuch schreiben.
Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Kurz vorm Abflug ins Nachmittagstief.
Erster Satz Deines open mike-Textes?
»Ich wache nachts auf und denke, dass mein Leben nie wieder so sein wird, wie ich es kannte.«
Dein aktueller Buchtipp und warum?
Ich empfehle (und verschenke) schon seit ein paar Jahren immer wieder gern Bücher von Mohsin Hamid. Ein Kosmopolit, der viel Wichtiges über den gegenwärtigen Zustand unserer Welt erzählt. Außerdem trägt einer seiner Romane den fantastischen Titel »So wirst du stinkreich im boomenden Asien«.
Schick uns ein Bild von Deinem Lieblingsarbeitsplatz und schreibe etwas dazu.
Das Bild ist leider nicht repräsentativ für meinen normalen Schreiballtag, aber es zeigt meinen bisher schönsten Arbeitsplatz: ein Café in Dahab, Ägypten, direkt am roten Meer, wo ich im Spätsommer diesen Jahres ein paar Schreibtage verbracht habe. Mein Schreibtisch war so nah am Meer, dass hin und wieder sogar ein kleiner Krebs an meinen Füßen vorbeigekrochen kam. Außerdem gab es endlose Mengen an »Asiir Cocktail« – einem Mix aus Mango-, Erdbeer- und Guavensaft.
Katharina Goetze wurde ausgewählt von Jan Valk.
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Rebekka Greifenberg
Rebekka Greifenberg, geboren 1988 im Ruhrgebiet, Waldorfschule, Internat, Abitur, FSJ, Au-Pair, Psychologie studiert. Nach Berlin gekommen, an der Charité und beim Filmcatering gearbeitet. Nach unten auf den Boden gestarrt und nach oben in die Sterne geguckt. Rebekka Greifenberg ist weder ausgezeichnet noch preisgekrönt und lebt und arbeitet in Braunschweig und Berlin.
Wann schreibst Du am liebsten?
Ich denke, vormittags, und abends im Bett (davon bekomme ich aber leider Rückenschmerzen). Ansonsten schreibe ich einfach irgendwann, wenn mir was Gutes einfällt. Daher habe ich oft ein kleines Notizheft bei mir und führe dann darin eingefangene Ideen zu Hause in Ruhe weiter.
Wer liest Deine Texte zuerst?
Mein Lebensgefährte und meine Familie.
Was bedeutet Literatur für Dich?
Über diese Frage musste ich nicht lange nachdenken, aber ich habe mir lange überlegt, was ich darauf antworten soll. Klar bin ich mit Büchern aufgewachsen, aber ich war noch nie ein ausgeprägter Bücherwurm und »schreibe« erst seit ein paar Monaten. Daher ist für mich hier manches etwas knifflig zu beantworten.
Ich denke, es geht darum, wahre Freude und wahre Leidenschaft für etwas zu empfinden, das unbeeinflusst ist von äußerem Nutzen oder äußeren Vorstellungen. Ich kann behaupten, dass mir »die Kunst« an sich sehr viel bedeutet, und dass sie uns einen ihrer Rahmen leiht, je nachdem welchen wir nutzen können und wollen. In diesem (dem Rahmen) können wir uns dann für einige Zeit die Freiheit nehmen, zu erschaffen, Grenzen zu brechen und frei zu sein.
Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
Mir würde sicherlich viel fehlen, aber ich könnte dann beginnen, schlechte Bilder zu malen, zu tanzen oder eine Meerschweinchenherde züchten und durch die Dörfer ziehen.
Was erfüllt Dich mit Hoffnung?
Jeder Mensch, der dieses Leben und dieses Chaos unerträglich findet und trotzdem fröhlich und voller Mut hindurchschlittert, und zwischendurch den einen oder anderen am Arm packt und mitzieht.
Endlichkeit.
Ich denke, die Hoffnung selbst, bedingungslose Liebe und die Phantasie sind noch so nette Dinge.
… und Tom Hiddleston im Jaguar Commercial.
Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
Ich würde nicht viel anders machen, aber ich müsste nicht mehr so viel lügen. 😉
Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Unvorstellbar!
Erster Satz Deines open mike-Textes?
Heute ist der okay aussehende Vater mittleren Alters mit seiner kleinen Tochter wieder an meinem Fenster vorbeigelaufen.
Dein aktueller Buchtipp und warum?
»Untenrum frei« von Margarete Stokowski.
Klug, treffend und mutig geschrieben.
Schick uns ein Bild von Deinem Lieblingsarbeitsplatz und schreibe etwas dazu.
Schon seit langem ein Ort, an dem ich die Möglichkeit habe, mich sehr zurückzuziehen. Ungestörtheit und Ruhe schätze ich sehr. Der Schreibtisch ist komplett inszeniert, sieht so sonst nie aus.
Rebekka Greifenberg wurde ausgewählt von Katharina Picandet.