Die Kandidat*innen des 26. open mike | Heute: Sven Pfizenmaier & Eva Raisig

Sven Pfizenmaier & Eva Raisig

Sven Pfizenmaier

 Sven Pfizenmaier

Sven Pfizenmaier, geboren 1991 in Celle, aufgewachsen in einem nahegelegenen Dorf. Studium des Bauingenieurwesens in Hannover und der Deutschen und Englischen Philologie in Berlin, wo er seit 2012 lebt und arbeitet. Schreibt für Online-Publikationen über Kino und Serien.

Wann schreibst Du am liebsten?
Bevor ich meine erste Unterhaltung des Tages führe.

Wer liest Deine Texte zuerst?
Auf jeden Fall nicht Julian. Seit drei Monaten hast du meinen Text, du Schwein.

Was bedeutet Literatur für Dich?
Dinge beschriften, sortieren, neu anordnen. Alles Mystische raus. Die Schnittmenge zwischen Märchen und Sozialtheorie finden. Gleichzeitigkeit von Allem. Verbundenheit von Allem.

Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
Viel zu viel reden würde ich dann.

Was erfüllt Dich mit Hoffnung?
Jeder Späti, der mir sein Sterni für 60 Cent verkauft.

Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
Ich hoffe nichts. Wahrscheinlich aber alles.

Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Sehr sehr stabil.

Erster Satz Deines open mike-Textes?
An der Kasse bleibt die zweite Flasche Wodka unerwähnt.

Dein aktueller Buchtipp und warum?
Jeder Buchtipp, immer: Alle Texte von Alexander Kluge. Nirgendwo sonst werden Emotionen so ernst genommen. Die Sprache schaltet Realität und Fiktion gleich, betrachtet sie als zwei Seiten der selben Münze. Alles, was je passiert ist, passiert immer noch. Es gibt nichts, was nicht wichtig ist. Ein uferloses Netz an Menschlichkeit.

Schick uns ein Bild von Deinem Lieblingsarbeitsplatz und schreibe etwas dazu.

Arbeitsplatz von Sven Pfizenmaier

Berliner Ringbahn bei Nacht. Stundenlang in Bewegung und am Ende genau da, wo man vorher auch war. Hauptsache bewegen. Notizen schreiben sich von selbst.

Sven Pfizenmaier wurde ausgewählt von Katja Sämann.

***

Eva Raisig

Eva Raisig
© Moana Vonstadl

Eva Raisig, geboren 1984 in Frankfurt am Main, Astrophysikerin, Autorin, freie Redakteurin bei Deutschlandfunk Kultur, beschäftigt sich literarisch zurzeit vor allem mit der Poesie der Physik, mit schwarzen Löchern in Familiengeschichten und Möglichkeiten der Weltflucht. 2016 war sie Stipendiatin der Autorenwerkstatt Prosa des Literarischen Colloquiums Berlin, 2018 der Schreibwerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung im Herrenhaus Edenkoben. Im gleichen Jahr erhielt sie für ihr Romanprojekt ein Arbeitsstipendium des Berliner Senats.

Wann schreibst Du am liebsten?
Wenn sich der Nebel endlich lichtet.

Wer liest Deine Texte zuerst?
Meistens jene Schreibgefährtin, die fünfzig Meter Luftlinie von meinem Platz entfernt im Bereich der Handbibliothek 3-5 sitzt.

Was bedeutet Literatur für Dich?
Von allen irdischen Formen der Weltflucht ist sie mir eine der liebsten (mindestens Top 3).

Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zu schreiben wegnähme?
Ich würde sachlich bleiben. Es mit Argumenten versuchen. Gewalt wie immer nur als letztes Mittel wählen. Und mich dann wieder an den Schreibtisch setzen.

Was erfüllt Dich mit Hoffnung?
Dass Lena die Frage mit ›Kommunismus‹ beantworten würde.

Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
Backwaren ohne Zange aus dem Selbstbedienungsfach beim Discounter nehmen.

Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Rastlos.

Erster Satz Deines open mike-Textes?
Etwas von fauligem Obst.

Dein aktueller Buchtipp und warum?
›Pilger am Tinker Creek‹ von Annie Dillard. Weil es wahr ist und klug und noch dazu mit den schönsten Insektenbeobachtungen aufwartet, die ich kenne.

Schick uns ein Bild von Deinem Lieblingsarbeitsplatz und schreibe etwas dazu.

Arbeitsplatz von Eva Raisig

Viel Licht, Weltraumdesign. Die Hegelianerin schräg vor mir spielt in ihren Denkpausen Solitaire. Vormittags um kurz vor 11 über Lautsprecher die Einladung, die Staatsbibliothek bei einer Kurzeinführung besser kennenzulernen (Treffpunkt ist die Information in der Eingangshalle), nachmittags richten sich die metallischen Sonnensegel vor den Fenstern aus. Irgendwo dazwischen: Text.

Eva Raisig wurde ausgewählt von Patrick Sielemann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.