Robert Wenzl: Rauschen

Kann eine so monotone und alltägliche Sache wie das Autobahnfahren künstlerisch umgesetzt werden? Fragt man die Herren von Kraftwerk (Ohrwurm?), muss die Antwort lauten: auf jeden Fall. Und fragt man Robert Wenzl, der übrigens selbst Musiker ist, dann ebenfalls. Sein Gedicht »A9 revisited« führt quer durch den deutschen Osten von Weimar nach Greifswald und nimmt die Leser*innen mit. Der lyrische Roadtrip lebt vor allem von äußeren Eindrücken, Autobahnschildern, Kilometerständen, Landschaftsbeschreibungen, ist aber auch mit Assoziationen der (Kultur-)Geschichte, popkulturellen Anspielungen und Erinnerungen des Protagonisten gespickt.

Parkplatzluft Tankstellenduft Dieselsphäre Feldeinöde

Durch die stark grafische Umsetzung und die vielen Verse mit nur wenigen Silben ist der Text nicht nur inhaltlich eine Fahrt auf der Autobahn, sondern nimmt beim Lesen gehörig Tempo auf und gibt einem das Gefühl, als säße man selbst im Auto. Das Textbild als Figuren zu setzen ist ein einfaches, aber wirkungsvolles Prinzip – das laut gelesen allerdings verpufft. Dieses Gedicht entwickelt die volle Wirkung dank seiner Form.Das Tempo ist aber nicht nur von der Autobahnfahrt motiviert, sondern auch durch den inneren Drang des rastlos Fahrenden, der auf der Suche ist. Ein Gefühl des Aufbruchs, eine Anfangseuphorie, der aber kein Ankommen vergönnt ist – denn die Erlösung, so offenbaren die letzten Zeilen, bleibt aus.

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