Der 26. open mike ist vorbei: Zwei Tage, zwanzig Texte, zwanzig Ankündigungen der Lektor*innen, die Laudationes von Jury und – wiederum – den Lektor*innen. Was bleibt am Ende, neben so vielen Menschen, Eindrücken und Stimmen? Wir fragen bei uns selbst nach.
Was war für dich die größte Überraschung?
Julia: Diese Lyrik-Präsenz in der Entscheidung der Jury, damit hätte ich nicht gerechnet. Ganz schön viel Fokus auf Sprache. Und im Nachhinein haben mir die Live-Rezensionen viel mehr Spaß gemacht, als ich erwartet hätte.
Lara: Das Alter der Teilnehmer*innen und ihr Grad an Professionalität – einige sind ja schon so richtige Autor*innen. In meiner Erinnerung – zugegeben, mein letzter open mike liegt schon ein paar Jahre zurück – saßen da früher jüngere Menschen mit weitaus weniger Erfahrung. Das hat ja auch einen großen Teil der Spannung ausgemacht: Wie schlagen die sich und wie sehen eher ungeschliffene Texte aus? Dieses Jahr waren das eher schon durchlektorierte Texte.
Isabella: Es ist wohl keine Überraschung, was meine größte Überraschung war, da ich stark davon ausgehe, dass meine vier Kolleg*innen das Gleiche sagen werden: Interessant, dass drei der vier Preise an Lyriker*innen gingen und auch der ausgezeichnete Prosatext der lyrikähnlichste von allen Kurzgeschichten war. Wird Lyrik langsam sexy?
Stefan: Ich kann mich nur anschließen: Wer hätte denn wirklich gedacht, dass drei Lyriker*innen ausgezeichnet werden? Und dazu noch ein derart experimenteller Pros-Text? Wahnsinn, aber ganz nach meinem Geschmack.
Juliane: Ich kann mich nur anschließen und hege große Hoffnungen für die Lyrik.
Gab es eine Enttäuschung?
Julia: Dass ich am Samstag all meine Energien verpulvert hatte und nicht mehr zur Party konnte. Und ich die tolle Lesung von Yade Yasmin Önder nicht mitbekommen habe, weil ich schreiben musste. Aber zum Glück kann man sich ja alles nochmal anschauen.
Lara: Es bleibt das Gefühl, den Texten in unseren Livekritiken nicht immer gerecht geworden zu sein – 15 Minuten sind einfach kurz.
Isabella: Ehrlich gesagt: Ich war von mehreren Texten recht enttäuscht. Womit ich nicht sagen will, dass ich die Texte, die mich enttäuscht haben, schlecht fand. Aber Luft nach oben war dann doch bei einigen. Das ist aber kein Spezifikum des diesjährigen open mikes, sondern jedes Jahr der Fall und vielleicht mehr meiner zu hohen Erwartungshaltung ob seines Status als wichtiger Literaturwettbewerb des Landes geschuldet.
Stefan: Meine ganz persönliche Enttäuschung war wohl, dass ich mir kaum mal eine Lesung wirklich anhören konnte, da ich immerzu mit Korrekturlesen oder Posts anlegen beschäftigt war. Denn tatsächlich haben die Kandidat*innen zu großen Teilen wirklich toll gelesen und die Texte nochmal richtig aufgewertet, was ich manchmal gerne nicht nur mit einem Ohr verfolgt hätte.
Juliane: Ja, es gab dieses Jahr keine Käsebrötchen für uns. Ansonsten war ich auch oft im Twitter-, Facebook- und Livestreamtunnel und konnte deshalb nur mit einem Ohr zuhören.
Was ist dein Fazit?
Julia: Es war mir ein Fest! Super Team, gute Lesungen und herzlichen Glückwunsch an die Gewinner*innen. Schön, den open mike auch mal aus der Perspektive zu betrachten – das war eine tolle Erfahrung.
Lara: Huch, das war er schon? Ich hatte es mir gerade so kuschlig an unserem Redaktionstisch eingerichtet.
Isabella: Gut, wir kannten die zwanzig Texte vorher und konnten uns entsprechend ein wenig vorbereiten – trotzdem bin ich stolz auf Juliane, Stefan, Lara, Jule und mich, wie wir es unter diesem enormen Zeitdruck geschafft haben, nicht nur die Kurzrezensionen zu verfassen, sondern auch mehrere Blicke Backstage zu werfen, Interviews zu führen und die Social-Media-Kanäle zu bespielen. Fazit: Alles gut gelaufen, ich bin zufrieden. Und ganz generell den open mike zu besuchen, vor allem die Veranstaltungen wie spontane Kneipengänge drumherum, ist immer etwas Besonderes. Zudem freue ich mich darauf, die Karrieren der zwanzig Teilnehmer*innen zu verfolgen!
Stefan: Auch dieses Jahr wieder hat der open mike mit einer ganzen Riege vielversprechender neuer Stimmen aufwarten können. Es ist immer wieder klasse, an diesem neuralgischen Punkt der junger Autor*innen-Karrieren so nah dran zu sein. Ich bin gespannt, wie es gerade für die Lyriker*innen unter den Sieger*innen jetzt weitergeht.
Juliane: Ich bin ganz unglaublich stolz, dass wir so ein tolles Redaktionsteam waren und traurig, dass es jetzt schon wieder für ein ganzes Jahr vorbei sein soll.