New Readings | Nava Ebrahimi: Sechzehn Wörter

Neben all den Neuerscheinungen wollen wir auch von uns erst später entdeckte Debüts ehemaliger open mike-Finalist*innen hier präsentieren. Auch diese Autor*innen entkommen unseren »Debütfragen« nicht.
Heute mit Nava Ebrahimi und ihrem im März 2017 erschienenen Debüt Sechzehn Wörter.

Navra Ebrahimi: Sechzehn Wörter

Es gibt Wörter, die wir nicht kennen. Deren Bedeutung wir aber erahnen. Als wären sie immer schon hier gewesen. Als hätten sie schon immer in uns gewohnt. Und manchmal wollen sie endlich ausgesprochen werden.
Als ihre Großmutter stirbt, diese eigenwillige Frau, die stets einen unpassenden Witz auf den Lippen hatte, beschließt Mona, ein letztes Mal in den Iran zu fliegen. Gemeinsam mit ihrer Mutter wagt sie die Reise in die trügerische Heimat. Der Rückflug in ihr Kölner Leben zwischen Coworking und Clubszene ist schon gebucht. Doch dann überredet sie ihr iranischer Langzeitliebhaber Ramin zu einem Abschiedstrip nach Bam, in jene Stadt, die fünf Jahre zuvor von einem Erdbeben komplett zerstört wurde. Und Monas Mutter schließt sich den beiden an. Die Fahrt wird für Mona zu einer Konfrontation mit ihrer eigenen Identität und ihrer Herkunft, über die so vieles im Ungewissen ist. Aber manchmal wird uns das Fremde zum heimlichen Vertrauten. Und über das, was uns vertraut schien, wissen wir so gut wie nichts.


Was schoss dir durch den Kopf, als du dein Debüt zum ersten Mal in den Händen gehalten hast?
Oh Gott, was habe ich da getan?

Wie lautet der erste Satz deines Debüts?
Erst war es nur ein Wort.

Was gefällt dir am besten am Schreiben? Und was findest du am unangenehmsten?
Ich fange an zu schreiben und weiß nicht, wo ich mich am Ende hingeschrieben haben werde – das mag ich am liebsten. Umgekehrt finde ich es manchmal mühsam, Szenen aus rein dramaturgischer Notwendigkeit heraus schreiben zu müssen. Da fehlt mir der Überraschungseffekt.

Wenn du könntest, welchen Rat würdest du deinem Ich von vor zehn Jahren geben?
Sei ruhig peinlich. Das tut dir gut und deine Mitmenschen freut es auch.

Bereust du etwas? Was?
So peinlich gewesen zu sein … Nein, also, ich habe jetzt wirklich lange nachgedacht. Mir fällt nichts Nennenswertes ein. Ich hätte früher mein Debüt schreiben können, dann wäre es nicht erst zehn Jahre nach dem open mike erschienen. Aber damals hatte ich einfach zu viel Zeit zum Schreiben. Das kann hinderlich sein.

Mit welchem Autor / welcher Autorin würdest du gern mal ein Bier trinken gehen?
Das schwankt sehr, aber derzeit täte mir ein Bier mit Rachel Cusk gut, glaube ich.


Nava Ebrahimi, 1978 in Teheran geboren, studierte Journalismus und Volkswirtschaftslehre in Köln. Sie arbeitete als Redakteurin bei der Financial Times Deutschland und der Kölner StadtRevue. Sie war 2007 Finalistin des open mike und absolvierte die Bayerische Akademie des Schreibens. Nava Ebrahimi lebt in Graz. Sechzehn Wörter ist ihr erster Roman, für den die Autorin 2017 den Österreichischen Buchpreis in der Kategorie Debüt erhielt.

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