Manon Hopf: Gedichte

Das Besondere an Manon Hopfs Gedichten ist, mit wie wenigen Worten, Silben, Versen sie auskommt, um ganze Realitäten abzubilden. Wobei, und das sei dahingestellt, es nicht wirklich mehrere Realitäten sind, sondern eine: die einer ruhigen Dorfgesellschaft.

Wir wandern also bei Manon Hopfs Gedichten vom Dorfrand in den Garten, ins Häusliche zu den Kindern, zum Vater, zur Mutter. Es ist ein langsames Wandern, fast, als würde man in eine andere, fast veraltete Zeit gelangen.

Wir haben den Vater, mit den ruhigen Händen an Geräten, wir haben die Mutter, mit ihren Händen an der Leine, am Herd und im Teig. Es sind klare Bewegungsabläufe, im verknappten schmucklosen Vokabular, die uns Manon Hopf beschreibt. Und es sind eben diese figurenorientierten Bewegungsabläufe, die uns eintauchen lassen, in die von der – aus der Zeit gefallenen – Dorfgesellschaft, nach der man sich sehnen kann, die uns alle wohlbekannt ist, die uns in gewisser Weise vielleicht sogar beruhigt.

Wenn die Mütter zu

frieden sind

kochen sie

richten sie

den Teig

und rollen die Finger

Diese 16 Gedichte gehören zusammen und bilden einen Zyklus. Sie gehen Hand in Hand, man möchte ewig zuhören. Aber man bekommt nicht das Gefühl, einer neuen Welt zu begegnen. Es sind keine Überraschungen, die uns Manon Hopfs Gedichte liefern. Aber es sind weckende Erinnerungen. Es sind Figuren, kahl gehalten und doch Persönliches preisgebend und es sind die tristen Dorfszenarien – mit dem Straßenkehrer, den Ziegeln des Hauses und den Gräbern –, die letztlich eine ganze Atmosphäre abbilden.

Im Garten hat der Vater

ruhige Hände

am Gerät

die Kinder haben

die Hände im Mist

passierender Schafe

die Mutter hat ihre Hände

auf die Leine

gehängt

mit der Wäsche

in den Wind

Manon Hopf liest die Gedichte mit der gleichen Ruhe, mit der eben ihre Gedichte daherkommen. Sie lässt den Gedichten Zeit und Raum, sich entfalten zu können. Und es braucht auch diese Zeit, um sich den einfachen Menschen, die Hopf zeichnet, annähern zu können. Und wir lauschen gern weiter, halten inne, wollen in dieser ruhigen Welt, die als Gegensatz zur Schnelllebigkeit reagiert, noch ein bisschen länger verweilen.

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