Elisa Weinkötz: Gedichte

Es mag altmodisch klingen, aber gut erzählte Liebeslyrik hallt nach, wird nie langweilig. Letztlich herrscht häufig die Sehnsucht nach Lyrik, die eben die zarten Gefühle noch ausdrücken kann. Es macht fast den Anschein, dass zwischen Feminismus-Lyrik und Sprachspielen die gute Tradition der Liebeslyrik ein wenig verloren geht. Umso dankbarer kann man für Elisa Weinkötz‘ Gedichte sein.

Ihre Texte drücken die Zärtlichkeit der ersten Berührungen aus. Sie erzählen vom Duft des Gegenübers, von der eigenen Sprachlosigkeit, vom Staunen, von Händen, von Fingern, vom Schamhaar und vom Schulterblatt, von zarten Gesten. Elisa Weinkötz erschafft Atmosphären, die nie ins Sentimentale rutschen. Und obgleich jede*r diese Gefühle kennt, schafft sie es, Formulierungen zu finden, die komplett neu erzählt wirken, als wären sie zuvor nie dagewesen.

ich verwahre mein schamhaar für dich

die weicheren flächen

verstecke am tag meinen schoß

liege zum schlaf lose bedeckt

am morgen ist meine brust

eine bloße beruhigung

Es sind leise Gedichte. Der Ton wird auch durch die konsequente Kleinschreibung deutlich. Es sind flüsternde, fast hauchende, nicht abgenutzte Gedichte.

Ein wenig schade ist, dass es so viele Gedichte sind. Denn so wirklich unterscheiden sie sich inhaltlich nicht. Sie heben sich kaum voneinander ab. Es sei also für jede*n selbst dahin gestellt, ob man gleichermaßen fasziniert von den Gedichten bleibt, oder ob weniger Gedichte nicht sogar prägnanter gewesen wären.

an dem tag, an dem großmutter beinahe in die tiefkühltruhe fiel im keller, begann ich mit den tieren, tand. an diesem tag starb jemand sachte durch eine arznei.

Sprachlich interessant wird es zudem, wenn Elisa Weinkötz mitteralterliches Deutsch in ihre Texte einfließen lässt. Sie erinnert an den Minnesang, an Hölderlins Zeilen und zeigt zudem, dass es sich hierbei nicht nur um Liebeslyrik der persönlichen Art, sondern auch um Liebeslyrik angelehnt an die Tradition der Poesie handelt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.