Beim 24. open mike vor knapp vier Jahren hat Benjamin Quaderer mit seinem Text »Für immer die Alpen« einen der beiden Hauptpreise gewonnen. Heute erscheint sein gleichnamiger Debütroman bei Luchterhand.
Staatsfeind Nummer 1 zu sein ist nicht leicht. Das gilt auch dann, wenn dieser Staat einer der kleinsten der Erde ist: das Fürstentum Liechtenstein. Johann Kaiser, Sohn eines Fotografen, Weltenbummler, Meister der Manipulation, lebt unter falschem Namen an einem unbekannten Ort. Mit dem Verkauf gestohlener Kundendaten einer großen Bank hat er so gut verdient, dass es sich unbesorgt leben ließe – wären da nicht die Verleumdungen aus seiner Heimat, die aus ihm einen Verräter machen wollen. Im Versuch, die Deutungshoheit über sein Leben zurückzuerlangen, greift Johann zu Stift und Papier.
Benjamin Quaderer hat einen tollkühnen Debütroman geschrieben über die Macht des Geldes und die Macht des Erzählens. Das Porträt eines Hochstaplers, der die Gesellschaft spiegelt, die er betrügt.
Was schoss dir durch den Kopf, als du dein Debüt zum ersten Mal in den Händen gehalten hast?
Oh mein Gott, ich kann jetzt wirklich gar nichts mehr an diesem Text ändern.
Wie lautet der erste Satz deines Debüts?
Mein Name war einmal Johann Kaiser.
Was gefällt dir am besten am Schreiben? Und was findest du am unangenehmsten?
Am besten gefällt mir die absolute Freiheit, die es für mich nur im Schreiben gibt. Ich kann nicht nur alles sagen, ich kann das auch auf alle Arten und Weisen tun. Das ist gleichzeitig auch das Unangenehmste.
Wenn du könntest, welchen Rat würdest du deinem Ich von vor zehn Jahren geben?
Lass dir von deinem Ich aus der Zukunft nichts sagen.
Bereust du etwas? Was?
Mein Freund Jacob sagt, Reue ist ein beschissenes Konzept.
Mit welchem Autor / welcher Autorin würdest du gern mal ein Bier trinken gehen?
Mit dem Geist von Roberto Bolaño.
Benjamin Quaderer, geboren 1989 in Feldkirch, Österreich, und aufgewachsen in Liechtenstein, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und in Wien. Er war Mitherausgeber der Literaturzeitschrift »BELLA triste« und Teil der künstlerischen Leitung von »PROSANOVA 2014 – Festival für junge Literatur«. »Für immer die Alpen« ist sein erster Roman. Für einen Auszug daraus erhielt er den 2. Preis beim Open Mike 2016 und ein Arbeitsstipendium des Berliner Senats.