New Readings | Alexandra Riedel: Sonne, Mond, Zinn

Alexandra Riedel war 2014 Finalistin beim 22. open mike, im Januar ist nun ihr Debüt Sonne, Mond, Zinn im Verbrecher Verlag erschienen. Wir haben Alexandra Riedel ein paar Fragen gestellt.

Alexandra Riedel
© Nane Diehl

Alexandra Riedel: Sonne, Mond, Zinn (Cover)

Dinge passieren. Menschen auch, sagt jedenfalls Esther Zinn. Dass das Eingeständnis ihrer Existenz, eines unehelichen Kindes, Probleme bereitet, erfährt in besonderer Weise auch ihr Sohn – auf der Beerdigung seines Großvaters, dem Vater seiner Mutter.
Der Roman Sonne, Mond, Zinn widmet sich einem existentiellen Thema in einer sehr poetischen wie klaren Sprache und macht dabei die Wichtigkeit und Härte des Sujets deutlich: Es geht um die Liebe der Eltern und die Liebe, die die Kinder ihren Eltern entgegenbringen. Und darum, wie Grausamkeit die Schicksale lenkt, wenn sie fehlt.
Die Geschichte um Esther Zinn bewegt sich zwischen Wirklichkeiten und Möglichkeiten, Erinnerungen und Sehnsüchten und führt die Leser*innen in weite Ferne bis an den äußersten Rand unseres Sonnensystems.


Was schoss dir durch den Kopf, als du dein Debüt zum ersten Mal in den Händen gehalten hast?

Das war ein wirklich schöner Moment und es gab da Gedanken wie »Wow, da ist es also tatsächlich« und »Reiß endlich die Klarsichtfolie ab« und »Die Titelbuchstaben glänzen«. Vermutlich habe ich selbst auch ein bisschen geglänzt.

Wie lautet der erste Satz deines Debüts?

Alles in allen hatte ich nicht mehr gesagt als: Ja, am Apparat. Ja, ich werde das ein. Ja, danke, bis dahin.

Was gefällt dir am besten am Schreiben? Und was findest du am unangenehmsten?

Im Schreiben zu versinken, nicht mehr zu bemerken, dass ich in Wirklichkeit an meinem Schreibtisch und auf einem ziemlich unbequemen Stuhl sitze, das ist fantastisch. Anstrengend wird es nur dann, wenn ich in der selbsterschaffenen Szenerie herumlaufe und einfach nichts finde, was ich weiterverfolgen möchte. Für Sonne, Mond, Zinn hing ich zum Beispiel ziemlich lange auf einem Friedhof herum, bis ich endlich wusste, wonach genau ich da eigentlich suche. Also, die Zeit bis dahin, die war wirklich nervtötend.

Wenn du könntest, welchen Rat würdest du deinem Ich von vor zehn Jahren geben?

Was habe ich vor zehn Jahren gemacht? Ach, richtig. Also gut, ich würde mir sagen: Lass das mit dem Online-Journalismus. Schreib lieber einen Roman.

Bereust du etwas? Was?

Ich bin mir gerade nicht sicher, wie wörtlich ich diese Frage zu verstehen habe, aber ganz allgemein geantwortet: Ja, natürlich gibt es Dinge, die ich bereue. Ein eher unverfängliches Beispiel wäre da meine Zeit als Teenagerin. Nahezu alles saublöd zu finden war wirklich eine absolute Energieverschwendung!

Mit welchem Autor / welcher Autorin würdest du gern mal ein Bier trinken gehen?

Bier trinke ich nicht besonders gern, aber mit Herta Müller würde ich Bier trinken. Ich würde sogar Bier mit Milch mischen und trinken. Danach müssten wir dann vermutlich übergehen zu Schnaps. Aber eine Frage: Trinkt Herta Müller überhaupt? Egal: Ich würde einfach bestellen, was sie bestellt. Oh ja, das wäre wirklich ein Ding! Herta Müller und ich. Wahnsinn! Ich glaube, ich müsste schon vorher einen Schnaps trinken, um mich zu beruhigen.


Alexandra Riedel, geboren 1980 in Süddeutschland und aufgewachsen in Norddeutschland, studierte Kunstgeschichte und Neuere deutsche Literatur an der HU Berlin. Danach folgte ein Masterstudium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2014 war sie unter den Finalist*innen beim 22. open mike. Veröffentlichungen in: »Object is Meditation and Poetry«, Grassi Museum für Angewandte Kunst (2017) und »Tippgemeinschaft« (2016, 2015). Alexandra Riedel lebt in Berlin.

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