Die Kandidat*innen des 29. open mike | Ann Esswein und Henrik Failmezger

Ann Esswein

Ann Esswein
Ann Esswein (Foto: © Martin Suchalla)

Wann schreibst du am liebsten?
Frühmorgens, am liebsten noch bei Dämmerung, mit dem ersten dampfenden Kaffee neben mir. 

Wer liest deine Texte zuerst?
Unterschiedlich. Die Person, die dem Text gerade am nächsten steht. 

Was bedeutet Literatur für dich?
Aus diesen Millionen willkürlich wirren Realitätseindrücken einen Sinn zu generieren. Zumindest der Versuch davon. 

Was wäre, wenn dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
Unangenehm, dann müsste ich plötzlich viel mehr sprechen oder tanzen oder kalligraphieren oder töpfern, um mich auszudrücken. 

Was würdest du anders machen, wenn du wüsstest, dass dich niemand beurteilt?
Viel öfter sagen, was ich wirklich denke. 

Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Ein bisschen wie die Spinne vor meinem Fenster, die sich die nasse Scheibe hochkämpft und immer und immer wieder abstürzt, aber durch ihre bewundernswert professionelles Netz gefangen wird. 

Erster Satz deines open-mike-Textes?
Die Hand lag auf meinem nackten Oberschenkel wie ein Fisch, nass und schwer. 

Schon aufgeregt vorm Auftritt? Wie bereitest du dich vor?
Sehr. Ich bin sogar aufgeregt vor der Vorbereitung, deshalb lass ich es. Wird schon. 

Dein aktueller Buchtipp und warum?
Apeirogon. Nicht sein bestes, aber ein gewaltiges Buch. Natürlich, uff, ein Typ aus einer privilegierten Welt, der als Unbeteiligter über den Nahost-Konflikt schreibt, aber ich bewundere vor allem auch die Recherche dahinter. 

Schick uns ein Bild von einem Ort oder Gegenstand, der dich zuletzt zum Schreiben animiert hat.
Immer wieder: Die S-Bahn. Unterwegs-Sein, aus dem Fenster schauen, Menschen beobachten. 

Ann Esswein, geboren 1990, ist freie Journalistin und Autorin mit beständig unbeständigem Wohnsitz. Bachelor-Abschluss in Journalismus und Visual Arts in Bayern und Irland. Später: Kurse in Creative Writing, Lesebühnen-Ausflüge, Masterstudium in humanitärer Hilfe in Schweden. Sie schreibt u. a. für DIE ZEIT, Spiegel, Tagesspiegel, produziert Radio-Features, veröffentlicht Texte in Literaturmagazinen und Anthologien. Ann war Stipendiatin für Junge Literatur in Graz und ist aktuell Werkstatt-Teilnehmerin am Literaturhaus München. Ihr Text “Abdullas Puppe” (SZ) wurde 2019 mit dem Marlies-Hesse-Preis ausgezeichnet. Sie ist Teil des Selbstlaut-Kollektivs. Ann Esswein wurde ausgewählt von Meike Herrmann.

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Henrik Failmezger

Henrik Failmezger
Henrik Failmezger (Foto: © privat)

Wann schreibst du am liebsten?
Tagsüber, gezwungenermaßen aber meistens nachts.

Wer liest deine Texte zuerst?
Meine Freundin und gute Freunde.

Was bedeutet Literatur für dich?
Literatur ist das Allerbeste.

Was wäre, wenn dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
Dann würde ich Kieselsteine zu Figuren stapeln.

Was würdest du anders machen, wenn du wüsstest, dass dich niemand beurteilt?
Schwierig. Beurteilt man sich dann trotzdem noch selbst?

Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Nervös.

Erster Satz deines open-mike-Textes?
»Wie ist die Verdauung?«

Schon aufgeregt vorm Auftritt? Wie bereitest du dich vor?
Ja, ziemlich aufgeregt. Ich lese mir besser meinen Text nochmal durch.

Dein aktueller Buchtipp und warum?
Die roten Matrosen von Klaus Kordon. Bestes Buch.

Schick uns ein Bild von einem Ort oder Gegenstand, der dich zuletzt zum Schreiben animiert hat.

Henrik Failmezgergeboren 1986 in Waiblingen bei Stuttgart, Studium der Bioinformatik in München, 2015 Promotion an der Universität Köln, 2017 bis 2018 Postdoc am Institute of Cancer Research in London. Literarische Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien, unter anderem Das NarrGYM und Der Schnipsel. Henrik Failmezger wurde ausgewählt von Hannes Ulbrich.

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