Patrick Klösel: Triadic Closure

Der zweite Text steht an. Patrick Klösel kann leider nicht vor Ort sein, daher wird die Lesung von seinem Text Triadic Closure per Video eingeblendet.

Der Text beginnt – wie Lektor Ralph Klever in seiner Vorrede nochmal hervorhebt – mit einer an Thomas Mann gemahnenden Beschreibung des Handlungsortes. Das kurze erste Kapitel zeigt schon das genaue Setting auf, das Klösel in seinem Text bearbeitet. Es geht um privilegierte, junge Menschen, eine Kommune, die sich im Willen zur Ästhetik in Denken und Leben zusammengetan hat. Die folgenden Kapitel nehmen die fünf Mitglieder in den Fokus. Zeigt sie beim Frühschwimmen, beim Einkauf, beim Diskutieren und natürlich auch beim Reflektieren.

Das Leben der Kommune besteht vor allem aus Distinktion. Was sie bewussten Konsum nennen, entpuppt sich als elitäre Einstellung fast allen Dingen und Menschen gegenüber, der weniger Humor eigen ist, als man zunächst denken sollte. Sie stehen in einem Zwiespalt, dem sie sich selbst in ihrer Gruppendynamik jedoch kaum bewusst werden können. Je mehr sie sich dem allgemein ungeliebten Kapitalismus durch Bewusstheit und auf die Spitze getriebene Geschmacksurteile die Stirn bieten möchten, desto mehr tragen sie nur zu seiner weiteren Ausdifferenzierung bei und bleiben ihm ebenso verhaftet wie diejenigen Menschen, die ihnen am unteren Ende der Klassengesellschaft entgegenstehen.

Inken hatte sich von den Institutionen, die sie umgaben, stets beschützt gefühlt. Sie hatte sich keine Vorstellung davon gemacht, was für ein Aufwand hinter den Kulissen betrieben wurde, um ihr ein vollwertiges Familienleben, eine reibungslose Schullaufbahn, und zweimal wöchentlich ein kompetitives Leichtathletiktraining zu ermöglichen, bei dem sie vor allem die Disziplin des Hürdenlaufs wertschätzte. 

Patrick Klösel schildert die extreme Distinktionswut seiner Protagonist*innen in einem Stil, der ihrem Milieu direkt entnommen scheint. Wie eine Mischung aus Thomas Mann und Leif Randt wirken seine Sätze, die vor Fremdworten strotzen und sich zum Teil endlos verschachteln, während andere überaus kühl und kurz angebunden auf die Figuren blicken. Die Stärke des Textes liegt in der Zuspitzung der Gruppe aus den kleinen Situationen, in denen die einzelnen Figuren geschildert werden. Bezeichnend stehen sie für ihr Milieu und zeichnen ein sehr lebhaftes Bild. Was dem Text noch fehlt, ist eine gesunde Balance zwischen der triefenden Mann’schen Ironie und seiner Adjektivwut mit der distanzierten Beobachtung, die den Text gerade in den letzten Abschnitten auszeichnet. Hier wäre weniger mehr.

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