Philip Hart: Acéphale oder: Die Welt ist eine Auster und Gott ein Kannibale

Philip Harts Text ist voll, voll mit literarisch herausragenden Sätzen, voll mit Lust und Anziehung, voll mit Drastik. Es ist ein Text der etwas anderen Art – behandelt er doch das Thema Kannibalismus und endet sehr abrupt.

Drei Personen treffen sich, Pia ist gläubige Christin, die anderen beiden »Idealistinnen« wie sie sagen. Sie gehen schwimmen. Sie ziehen sich gegenseitig an, küssen sich. Es wirkt, als gäbe es nichts anderes mehr, nur die drei, den Moment und die Lust. Ein eigenes Universum zwischen den Figuren ist sofort zu spüren. Wir beobachten die Szene und die intensive Anziehung zwischen den dreien zwar nur von außen, aber trotzdem werden wir komplett, ohne wenn und aber, mit in die Geschichte gezogen.

Immer wieder fallen herausragende Sätze, an denen wir als Leser*innen hängen bleiben. Sie machen den Text besonders und betonen das Gefühl der Endlosigkeit sowie der Liebe:

Die ganze Welt war ein Spiel. Gott war ein Einzelkind, das ewig mit sich selbst spielte.

Diesen Text macht in erster Linie aus, dass wir immer mehr von dem Geschehen wissen wollen. Auch wenn wir als Leser*innen vorher schon ahnen, dass diese Geschichte nicht gut ausgehen kann. Wir ahnen es, wollen aber trotzdem mehr von den Worten, mehr von diesem eigenen Universum. Wir werden mit in die Spannung gezogen und nicht mehr hinausgelassen. Bis der Text überraschend endet, hängen wir an der Geschichte und saugen jeden der effektvollen Sätze auf.

Nur dein Kopf ist dir im Weg. Nimm ihn ab, dann siehst du, dass die Welt dich liebt.

Acéphale oder: Die Welt ist eine Auster und Gott ein Kannibale schafft es, uns zu fesseln, bis wir als Leser*innen auf einmal fallen gelassen werden. Auf einmal werden wir mit einem Nachtrag konfrontiert, Ende.

Eine geniale Geschichte, die mit uns und unseren Leseerwartungen spielt. Mehr davon!

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