Die Kandidat:innen des 30. open mike | David Jokschat und Corinna Krenzer

David Jokschat

David Jokschat
David Jokschat © privat

Wie kamst du darauf, dich beim 30. open mike zu bewerben?

Fast hätte ich es vergessen, aber Nils hat mich gefragt, ob ich dieses Jahr was einschicke und dann dachte ich, ja, er hat ja recht

Erster Satz deines open-mike-Textes?

Er sprach auch davon, wie die Heizung gegen das Eis auf der Scheibe arbeitete und wie hoch die Räummaden den Straßenrand überragten und wie die Luft glitzerte im Fernlicht und natürlich, wie es dann vorbei war, schneller, als das Auge sah oder der Verstand begriff.

Wann und wo schreibst du am liebsten?

Morgens am Tisch

Und was läuft dazu im Hintergrund?

Marie, wenn sie schon auf ist

Wer liest deine Texte zuerst?

Abgesehen von mir selbst, Nils und Marie und dann lange niemand

Was bedeutet Literatur für dich?

Wohl fast das meiste, und mindestens ein bewohnbarer Ort

Schon aufgeregt vorm Auftritt? Wie bereitest du dich vor?

Kommt wohl eher kurz vor knapp. Lesen üben wäre vermutlich hilfreich

Worauf freust du dich am meisten, wenn du an das Wettbewerbswochenende denkst?

Auf die Leute vor Ort und die Texte der anderen

Dein aktueller Buchtipp und warum?

Amlingers Schreiben für die gesunde Menge Realitätsabgleich

Schick uns ein Bild von einem Ort oder Gegenstand, der dich zuletzt zum Schreiben animiert hat.

David Jokschat, 1991 geboren an der Schwäbischen Alb, aufgewachsen im südlichsten Oberallgäu, studierte Philosophie und deutsche Literatur in Konstanz und Literarisches Schreiben und Lektorieren in Hildesheim. Lebt, schreibt und arbeitet derzeit auf dem Sprung. David Jokschat wurde ausgewählt von Angelika Klammer.

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Corinna Krenzer

Corinna Krenzer © privat

Wie kamst du darauf, dich beim 30. open mike zu bewerben?

Wenn man es mit dem Schreiben ernst meint, muss man eben zum open mike. Tatsächlich ist es mein dritter Anlauf. Umso größer meine Freude diesmal über das Ergebnis.

Erster Satz deines open-mike-Textes?

Der Sommer leerte die Städte direkt vor unsere Füße.

Wann und wo schreibst du am liebsten?

Wann immer ich genügend Zeit finde, um die eine Welt aus- und die andere einzuschalten, und wo immer mich niemand, der nicht Teil der anderen ist, stört. In der Realität also nach getaner Lohnarbeit und am Wochenende, den ganzen Abend oder den ganzen Tag (keine halben Sachen), weit weg von Menschen und dem Arbeitsplatz.

Und was läuft dazu im Hintergrund?

Auf keinen Fall der Fernseher. Stattdessen häufig Musik, wenn sie dem Text, an dem ich gerade arbeite, etwas zufügt. Bis ich merke, dass sie es nicht mehr tut und es Zeit wird, das Album zu wechseln, oder für Stille. Gerade: Matchbox Twenty, The Horrible Crowes, Blink-182.

Wer liest deine Texte zuerst?

Mein Lebenspartner, dessen feinfühlige, fast nicht totalitaristische Kritik ein Garant für Sinnkrisen ist. Denn wie wir alle wissen, macht jede Krise unsere Literatur nur stärker.

Was bedeutet Literatur für dich?

Meinen Geist nicht hilflos in der Ödnis hockend zurückzulassen, sondern ihn vom Boden hochzuziehen und ihm Fenster und Türen zu öffnen, damit er fliegen und frei sein kann. Als Leserin und als Autorin.

Schon aufgeregt vorm Auftritt? Wie bereitest du dich vor?

So sehr, dass es peinlich wäre, zuzugeben, wie sehr. Ich lese den Text vor Freunden und vor allem meiner Familie, um der Aufregung ein wenig Übung entgegenzusetzen. Und weil das nicht reichen wird, wird ein ganz besonderer Mensch mir in der Woche vorher zeigen, wie ich neben dem Lesen die Sache mit dem Atmen bitte schön auch noch hinkriegen soll.

Worauf freust du dich am meisten, wenn du an das Wettbewerbswochenende denkst?

Auf die Sekunde, in der ich das Lesen überstanden habe. Aber wenn ich das Lampenfieber kurz kaltstelle, dann auf die vielen neuen Begegnungen und auf die Momente, in denen man ganz ohne Druck zusammensteht und realisiert, wie groß das hier ist.

Dein aktueller Buchtipp und warum?

Im Rausch der Stille von Albert Sánchez Piñol, weil dieses Buch eine Falle ist, aus der man erst wieder rausfindet, wenn der letzte Satz gelesen ist, und weil der Rausch auch danach noch anhält. Und, wenn ich so darüber nachdenke, unbedingt und noch viel mehr Herbst von Ali Smith. 

Schick uns ein Bild von einem Ort oder Gegenstand, der dich zuletzt zum Schreiben animiert hat.

Corinna Krenzer, geboren 1989 in Frankfurt am Main, absolvierte nach einer kaufmännischen Ausbildung ihr Studium der Geschichte und Ethnologie und schloss mit einer Arbeit über Aufstieg und Fall des Templerordens ab. Heute ist sie Geschäftsführerin ihrer eigenen Marketingagentur und arbeitet an ihrem zweiten (und dritten) Romanprojekt. Ein Auszug aus ihrem ersten Manuskript Als ich ein Stern war stand 2017 im Finale des Bad Godesberger Literaturwettbewerbs. Corinna Krenzer wurde ausgewählt von Jacob Teich.

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