Félix Lucas Ernst: Die Erfindung der Wüste

Das Motiv der Geschichte ist nicht neu: Ein unzufriedener Mann, der sich mies gelaunt über die Welt beschwert, geht auf Reisen, um sich selbst zu verwirklichen. Dabei begegnet er einer Frau, Alicia, die ihm als Werkzeug zu seinem Glück dienen soll.

Der Protagonist, aus dessen Erzählperspektive der Romanauszug geschrieben ist, arbeitet vor seiner Reise nach Spanien in einer Marmeladenfabrik in Leipzig, die Arbeit ist unerfüllend, sein Chef eine »wandernde Midlife-Crisis«. Kein Wunder also, dass er aus diesem Leben flieht.

Man schaut dem Erzähler beim Philosophieren zu: Teilweise altklug denkt er über das Glück nach, über die Kommodifizierung des Glücks in Form von Achtsamkeitstechniken und buddhistischen Zeremonien, aber auch über technokratische Zukunftsvisionen und das Versprechen eines ewigen Glücks.

Es sollte selbstverständlich ein kurzes Glück bleiben, genauso wie jedes Glück immer nur ein kurzes Glück bleibt, so ist eben diese schreckliche Lebensprogrammierung, der wir uns unterziehen müssen.

Unangenehm wird der Text, wenn es um Alicia geht. Der Blick, mit dem sie beschrieben wird, ist ein typisch männlicher Blick – herablassend wird sie sexualisiert und auf ihr Äußeres reduziert. Zwischendurch lässt der Erzähler durchscheinen, dass er seinen eigenen Sexismus reflektiert, was diesen aber nicht viel besser macht. Die Beschreibungen erinnern an die Popliteratur der 90er Jahre und wirken etwas aus der Zeit gefallen. Die Beziehung der beiden basiert auf Körperlichkeit, sie reden nicht viel, und für mehr als ihren Po scheint sich der Erzähler ohnehin nicht zu interessieren.

Der Erzähler ist dermaßen unsympathisch – überheblich, besserwisserisch, misogyn – dass man sich fragt, ob es sich dabei um Absicht handelt. Es kann eine gewisse Kritik an den Verhältnissen herausgelesen werden – die Sinnlosigkeit eines Lebens in einer spätkapitalistischen Gesellschaft –, wohin sie führt, bleibt allerdings offen.

Wenn man über die sexualisierenden Beschreibungen der Frau hinwegsieht, macht es Spaß, den Text von Félix Lucas Ernst zu lesen, er ist schnell und szenisch geschrieben. Da es sich bei dem Text um einen Auszug handelt, wäre es interessant zu erfahren, ob der Protagonist im weiteren Verlauf des Textes sympathischer wird oder eine andere Perspektive miteinbezogen wird, zum Beispiel die Alicias.

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