Kenan Kokić
Wie kamst du darauf, dich beim 31. open mike zu bewerben?
Ich bin letztes Jahr in meinem Umfeld darauf aufmerksam gemacht worden und dachte mir, dass es den Versuch wert wäre; die Anthologie 2022 war erstklassige Lektüre. Letztes Jahr hat’s mit dem Finale nicht geklappt, dieses Jahr erfreulicherweise schon.
Erster Satz deines open-mike-Textes?
Ich war nicht dort.
Wann und wo schreibst du am liebsten?
Ich schreibe nirgends gern, ich wünschte, ich hätte das »eine« Platzerl. Ideen zu bearbeiten hat in der Unmittelbarkeit des Prozesses überall etwas Zermürbendes, das meiste davon findet aber abends zu Hause statt, oszillierend zwischen Bett und Schreibtisch. Vom Morgen und Vormittag halte ich mich fern, da passiert nichts Gutes. Ich sollte aber mehr Orte ausprobieren.
Und was läuft dazu im Hintergrund?
Schlecht schallgedämmte Klospülungen und Wasserleitungen der Nachbarn, der gelegentliche Furz im selbigen Klo.
Wer liest deine Texte zuerst?
Zur Zeit meistens die Lektorin der Edition Exil im Rahmen unserer Schreibwerkstatt, oft auch niemand, wenn ich vom Konzept noch nicht überzeugt bin.
Was bedeutet Literatur für dich?
Frustration, Überwindung, Erneuerung; wiederkehrend in einem Zyklus der Suche nach sich selbst und vor allem auch nach den anderen. Viel Anstrengung während dieser Suche, die man nicht schönreden muss.
Wie bereitest du dich auf deinen Auftritt vor?
Ein oder zwei Mal vorher durchlesen und gut ist. Vorlesen heißt neu erfinden, improvisieren; man muss sich die Möglichkeit einräumen, sich selbst zu überraschen.
Worauf freust du dich am meisten, wenn du an das Wettbewerbswochenende denkst?
Auf die Bühne; auf den Moment, in dem mir die ersten Worte von den Lippen gehen und die Stimmung für ein ganzes Publikum eingeläutet wird. Das möchte ich auskosten.
Dein aktueller Buchtipp und warum?
Arson von Laura Freudenthaler. Verleiht der subkutanen Anspannung eines Lebens in der Klimakatastrophe Worte, richtige Worte, schöne Worte. Eine Fallstudie in knapper, effektiver Sprache.
Schick uns ein Bild von einem Ort oder Gegenstand, der dich zuletzt zum Schreiben animiert hat.
Kenan Kokić, geboren 1998, ist gelernter Software-Entwickler und studiert seit Oktober 2023 Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien. 1995 ließ sich seine Familie, die vor den Kriegen in Ex-Jugoslawien geflüchtet war, in der Südsteiermark nieder. Seit Jahren widmet er sich dem Schreiben von Kurzgeschichten und dem Erlernen von Sprachen. 2022 erhielt er den Hauptpreis der Exil-Literaturpreise. Kenan Kokić wurde ausgewählt von Sophie Priester.
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Florian Kranz
Wie kamst du darauf, dich beim 31. open mike zu bewerben?
Der open mike war mir schon länger ein Begriff, in den letzten Jahren hatte ich aber nie so recht die passende Textauswahl für eine Bewerbung, das war dieses Jahr anders.
Erster Vers deines open-mike-Textes?
Irgendwann werden wir Rosen sein
Wann und wo schreibst du am liebsten?
Vor der Arbeit, nach der Arbeit, meistens dann am Schreibtisch, gerne aber auch auf dem Sofa oder im Zug.
Und was läuft dazu im Hintergrund?
Abwechselnd die Alben Painless von Nilüfer Yanya, Reflections von Hannah Diamond und Clearing von Hyd, und sowieso immer Kate Bush.
Wer liest deine Texte zuerst?
Meistens ich, weil ich sie oft jahrelang niemandem zeige.
Was bedeutet Literatur für dich?
Alles ist Literatur.
Wie bereitest du dich auf deinen Auftritt vor?
Ich muss mir für meine Worte noch passende Mundbewegungen überlegen.
Worauf freust du dich am meisten, wenn du an das Wettbewerbswochenende denkst?
Auf die anderen Leute und ihre Texte, auf das Catering, auf die Zugfahrten.
Dein aktueller Buchtipp und warum?
Vor ein paar Wochen hatte ich große Freude an dem kurzen Roman Das Berührungsverbot (1970) von Gisela Elsner, die ich gerade für mich entdecke. Ich mag sehr gerne Romane, die nicht davor zurückschrecken, ein bisschen grauenvoll zu sein, deshalb hat mich diese Mischung aus widerwärtigen Kleinbürger-Orgien und kunstvollen Bandwurmsätzen sofort überzeugt.
Schick uns ein Bild von einem Ort oder Gegenstand, der dich zuletzt zum Schreiben animiert hat.
Florian Kranz, geboren 1994, studierte Mehrsprachige Kommunikation in Köln und Literaturübersetzen in Düsseldorf. Er übersetzt seit Sommer 2021 Literatur aus dem Englischen, Französischen und Niederländischen und wohnt in Brüssel. Seit September 2016 schreibt Kranz auch Gedichte. 2018 erhielt er den Postpoetry-Nachwuchspreis. Florian Kranz wurde ausgewählt von Sebastian Guggolz.