Astrid Ebner nahm 2018 mit ihrem Text »Janes’ Nacht« am 26. open mike teil. Vor Kurzem erschien nun ihr Debüt Blaupausenwelt bei Braumüller. Wir haben Astrid ein paar Fragen dazu gestellt.


Vorschautext
Blaupausenwelt erzählt die Geschichte von drei Paaren, die ihre Fähigkeit hinterfragen, Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. In der nicht allzu fernen Zukunft, einer Welt, in der Technologie und Wissenschaft Erbkrankheiten ausgemerzt haben und durch Genmanipulation nahezu »perfekte« Kinder geboren werden, scheinen alle Probleme gelöst. Doch wer sich die Prozedur nicht leisten kann, verdammt sein Kind schon von Beginn an zum Außenseitertum. Während die Vlogger Lilly und Bret vor den Augen der Öffentlichkeit ein editiertes Baby zur Versöhnung der Menschheit zeugen – ein Kind mit schwarzer Hautfarbe und kaukasischen Zügen –, bricht die Welt von Susanne und Hanno zusammen, als sie ihr Baby verlieren, denn für einen zweiten Versuch fehlt ihnen das Geld. Janes und Mara hingegen treibt die Angst um, ihrem Nachwuchs die psychischen Traumata zu vererben, die sie selbst in sich tragen.
Rechtfertigt der sehnlichste Kinderwunsch, ein auf natürliche Weise gezeugtes Kind überhaupt in diese »schöne neue Welt« zu bringen? Oder ist Elternschaft purer Egoismus?
Was schoss dir durch den Kopf, als du dein Debüt zum ersten Mal in den Händen gehalten hast?
Den großen Moment hatte ich tatsächlich schon beim Öffnen der Druckfahnendatei: »Jetzt ist es wahr.«
Beim gedruckten Buch: Dass es genau richtig in der Hand liegt.
Beschreibe dein Debüt in drei kurzen Sätzen.
Vor dem Hintergrund der Genmanipulation wird anhand dreier Paare neu beleuchtet, was wir erben und hinterlassen: Die einen quält die Frage, ob es zulässig sei, die familiären Traumata weiterzugeben, und wie man sich die Edition zum neuesten Kindermodell überhaupt leisten könne. Die anderen editieren sich einen Sohn mit
mitteleuropäischen Gesichtszügen, aber schwarzer Hautfarbe, um mit ihrem Videoblog die Welt zu einen.
Wie ist die Idee zu deinem ersten Buch entstanden?
»Es hakt sich etwas fest« – so würde ich den Anfang jedes meiner Projekte beschreiben. Bei Blaupausenwelt hatte ich mich gerade mit epigenetischer Vererbung von Traumata und Gene-editing (CrisprCas9) beschäftigt …
Wie nimmst du rückblickend die Zeit zwischen deiner Teilnahme am open mike und der Veröffentlichung deines Debüts wahr?
Zunächst öde und pandemisch, dann zutiefst existenziell – voll Tod und neuem Leben.
Was gefällt dir am besten am Schreiben?
Das Klingen der Sätze beim (lauten) Lesen.
Und was findest du am unangenehmsten?
Austriazismen dem Lektoratsanspruch der allgemeinen (deutschen) Verständlichkeit zu opfern.
Welche anderen Künstler*innen prägen dein Schreiben?
Ich gefalle mir in der Vorstellung meiner Eigenwilligkeit.
Welche Songs würde man auf dem Soundtrack zu deinem Debüt finden?
Den produziere ich selbst, mit Synthesizer und Theremin.
Vielen Dank für deine Antworten.
Astrid Ebner, 1987 in Graz geboren, studierte Germanistik, Philosophie, Lehramt Deutsch, Psychologie und Philosophie an der Karl-Franzens-Universität in Graz sowie Schreiben in Hildesheim und an der UdK Berlin. Sie ist in den Bereichen Text, Theaterregie, Performance, Sound und Video tätig. 2018 war sie mit einem Auszug aus Blaupausenwelt Finalistin des open mike in Berlin. Sie ist Preisträgerin des Lise-Meitner-Literaturpreises (2013). Blaupausenwelt ist ihr Debüt-Roman.