Muri Darida

Wie kamst du darauf, dich beim 32. open mike zu bewerben?
Gar nicht, bis ich mit meiner geschätzten Kollegin Nicole Collignon telefoniert habe. Ich hatte mich in den Jahren vorher erfolglos beworben und in diesem wenig Zeit und Muße. Nicole hat sich und mich an eine Figurenkonstellation aus einem anderen Text erinnert, daraus wurde schließlich ein neuer Text und den habe ich eingereicht. Also Dank und Credit an Nicole für die Unterstützung und die Solidarität. 🫶🏻
Erster Satz deines open mike-Textes?
»Sanyi-Onkel, ihr habt ’ne Knarre, oder?«
Wann und wo schreibst du am liebsten?
Am Fenster im Vorraum meiner Wohnung in Budapest, in einer Lücke zwischen Schrank und Schuhregal, warum auch immer. Oder auf der Bank vor dem Haus meiner Familie in Ostungarn.
Und was läuft dazu im Hintergrund?
Dramatische, aus guten Gründen auf »privat« gestellte Spotify-Playlists, Hundegebell und bis vor Kurzem Petőfi Rádió.
Wer liest deine Texte zuerst?
Meine Vertrauten Jeanne Willhalm, Younes Asam, Leander Fischer, Mowa Techen, Irina Nekrasov und manchmal meine betriebsferne Schwester für die Frage, ob man’s checkt.
Was bedeutet Literatur für dich?
Der einzige Ort, an dem ich den Unterschied von Wahrheit und Wahrhaftigkeit zu fassen kriege und in dem Ernsthaftigkeit und Verspieltheit im für mich stimmigen Maße koexistieren können.
Wie bereitest du dich auf deinen Auftritt vor?
Vermutlich, indem ich den Text ein paar Mal lese und mich darum bemühe, vorher genug zu essen und zu schlafen.
Worauf freust du dich am meisten, wenn du an das Wettbewerbswochenende denkst?
Ich freue mich auf die charmanten Momente und Begegnungen, mit denen man vorher nicht rechnet, aufs Lesen und aufs Zuhören.
Dein aktueller Buchtipp und warum?
A Good Ending for Bad Memories von Vailes Shepperd, weil es unglaublich klug die Logik im Wahnsinn und den Wahnsinn in der Logik greift – und dabei so genial erzählt, dass es im besten Sinne affirmiert und über den Haufen geworfen hat, was ich dachte, übers Geschichtenerzählen zu wissen.
Schick uns ein Bild von einem Ort oder Gegenstand, der dich zuletzt zum Schreiben animiert hat.

Muri Darida (1993) lebt zwischen Berlin und Budapest und arbeitet journalistisch zu politischen und gesellschaftlichen Inhalten u.a. für ZEIT ONLINE und arte. Literarisches u.a. für BELLA triste, Edit, mosaik, Jenny, Texte GYM, Parabolis Virtualis 2, transcodiert, auftakt Festival, Stadtsprachen und Schreiben gegen die Norm(en). Muri Daridas Kurzgeschichte »Der Landkartenarm« war für den Wortmeldungen Förderpreis 2022 nominiert. Muri Darida wurde ausgewählt von Roxane Dänner.
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Theresa Gutmann

Wie kamst du darauf, dich beim 32. open mike zu bewerben?
Ich habe erst vor Kurzem angefangen, Gedichte auf Deutsch zu schreiben, vorher habe ich fast ausschließlich auf Englisch geschrieben. Deshalb war die Teilnahme bisher nicht möglich.
Erster Vers deines open mike-Textes?
du wachst auf
Wann und wo schreibst du am liebsten?
Abends, alleine zuhause. Oder weit weg. Unterwegs mache ich viele Notizen.
Und was läuft dazu im Hintergrund?
Musik oder manchmal nichts. Beim Schreiben der Texte, die ich beim open mike lesen werde, habe ich anfangs in Dauerschleife »Ladies and gentlemen we are floating in space« von Spiritualized gehört.
Wer liest deine Texte zuerst?
Unterschiedlich. Meine Katzen hören meine Texte aber meistens zuerst.
Was bedeutet Literatur für dich?
Übersetzung, Form finden, überzeitliche Konversation, Utopie. Ich denke, dass Kunst und Literatur idealerweise ausdrücken, was wir anders nicht vermitteln können.
Wie bereitest du dich auf deinen Auftritt vor?
Versuchen, nicht zu viel darüber nachzudenken.
Worauf freust du dich am meisten, wenn du an das Wettbewerbswochenende denkst?
Auf Überraschendes, die vielen Texte und schöne Gespräche.
Dein aktueller Buchtipp und warum?
Anfang des Jahres habe ich a »Working Life« von Eileen Myles gekauft, aber erst vor Kurzem angefangen, es zu lesen. Manchmal schlage ich Bücher irgendwo in der Mitte auf und fange da an. Meinen Anfang von a »Working Life« auf Seite 74 fand ich ganz wunderbar. Da gibt es eine Stelle, an der steht:
each poet
is required
before the time
of their
death
to stay up and
write
a vampire
novel. […]
Schick uns ein Bild von einem Ort oder Gegenstand, der dich zuletzt zum Schreiben animiert hat.

Theresa Gutmann studierte Philosophie und anglophone Literaturwissenschaft in Köln und Seoul, nun Mediale Künste mit dem Schwerpunkt Literarisches Schreiben an der Kunsthochschule für Medien, Köln. In ihrem Promotionsprojekt beschäftigt sie sich mit Gespenstern. Gedichte schreibt sie derzeit über Kosmisches und Katzen. Theresa Gutmann wurde ausgewählt von Tim Holland.