Der open mike
Der open mike – Internationaler Wettbewerb junger deutschsprachiger Prosa und Lyrik ist eine Veranstaltung des Hauses für Poesie. Er wird seit 1993 jährlich ausgeschrieben und hat sich seitdem zum wichtigsten Literatur-Nachwuchswettbewerb im deutschsprachigen Raum entwickelt.
Viele Autor:innen, deren Namen heute aus dem Literaturbetrieb nicht mehr wegzudenken sind, haben ihre Karriere beim open mike im Haus für Poesie gestartet, unter anderem Zsuzsa Bánk, Karen Duve, Julia Franck, Terézia Mora, Tilman Rammstedt, Kathrin Röggla, Jochen Schmidt und Ulf Stolterfoht.
Über 11.000 Autor:innen haben sich im Laufe der Jahre für den open mike beworben. Waren es im ersten Jahr noch 120 Einsendungen, stieg die Zahl der Teilnehmenden über die Jahre kontinuierlich an, seit einigen Jahren liegt der Schnitt konstant bei 650-700 eingesandten Texten. Zahlreiche Einsendungen aus dem Ausland – neben der Schweiz und Österreich auch u. a. Frankreich, Niederlande, Großbritannien, USA oder China – belegen die Bekanntheit des open mike über die Grenzen Deutschlands hinweg.
Beim open mike teilnehmen können deutschsprachige Autor:innen, die nicht älter als 35 Jahre sind und noch keine eigene Buchpublikation vorzuweisen haben. Kurze Prosa, ein in sich geschlossener Auszug aus einem längeren Text oder Lyrik können eingereicht werden.
Aus allen eingesandten und anonymisierten Texten wählen Lektor:innen aus renommierten deutschsprachigen Verlagen max. 22 Teilnehmer aus, die im November zu einer zweitägigen öffentlichen Lesung nach Berlin eingeladen werden.
Das jährliche open-mike-Wochenende im November genießt Kultstatus und ist nicht nur für literaturbegeisterte Zuhörer:innen zur Institution geworden, sondern auch ein fester Termin für Verlage, Lektor:innen, Scouts, Agenturen und Medien, die auf der Suche nach jungen literarischen Talenten sind.
Jede:r Teilnehmende hat während der Lesung 15 Minuten Zeit, die Jury zu überzeugen und die versammelte literarische Welt auf sich aufmerksam zu machen, dann schrillt erbarmungslos der Wecker. Die Spannung unter den Teilnehmenden und im Publikum ist greifbar, alle fiebern der Entscheidung der Jury am zweiten Abend des Wettbewerbs entgegen.
Die Jury, jeweils drei namhafte Autor:innen, u.a. waren Katja Lange-Müller, Thomas Hettche, Marlene Streeruwitz, Karen Duve, Burkhard Spinnen, Adolf Muschg, Arnold Stadler, Georg Klein, Feridun Zaimoglu, Thomas Glavinic und Terezia Mora schon dabei, kann bis zu drei Preisträger:innen bestimmen und vergibt Stipendien in der Gesamthöhe von 7.500 EUR. Seit 2007 wird einer der drei Preise des open mike ausschließlich für Lyrik vergeben. Ebenfalls seit 2007 kann auch das Publikum eine:n eigene:n Gewinner:in küren: Der taz-Preis der Publikumsjury beinhaltet einen Abdruck des Gewinnertextes in der Tageszeitung. Darüber hinaus produziert Deutschlandfunk Kultur ein Feature über das open-mike-Wochenende und die Gewinner:innen.
Der erste Schritt der Teilnehmenden auf den Buchmarkt ist zudem gewährleistet: Jedes Jahr erscheinen die Texte des open mike pünktlich zum Wettbewerb im November als Anthologie im Allitera Verlag.
Der Gewinn und oft auch schon die Teilnahme beim open mike bedeutet in der Regel den Eintritt in den Literaturbetrieb: Agenturen, Lektor:innen, Verlage und Kritiker:innen sind aufmerksam geworden, Kontakte werden geknüpft, Visitenkarten werden ausgetauscht, Verhandlungen begonnen. Der Erfolg lässt sich überprüfen: Bei der jährlichen Lesung am Vorabend des Wettbewerbs werden die Neuerscheinungen von ehemaligen open-mike-Finalist:innen vorgestellt.
Von 1993 bis 2005 hat die Stiftung Preußische Seehandlung den open mike unterstützt, von 2006 bis 2019 wurde er von der Crespo Foundation gefördert. Bis 2021 wurde das Projekt von der Stiftung Kommunikationsaufbau sowie den Verlagen Bastei Lübbe, Berlin Verlag, Blessing Verlag, btb, Verlagsgruppe Droemer Knaur, Edition Korrespondenzen, Verlag Kiepenheuer & Witsch, KOOKbooks, Luchterhand, Matthes & Seitz Berlin, Penguin Verlag, Piper, poetenladen, Rowohlt, S. Fischer Verlage, secession, Ullstein Buchverlage, Verlagshaus Berlin, Voland & Quist, Wallstein Verlag, Verlag das Wunderhorn sowie dem Buchhandelsunternehmen Thalia Mayersche unterstützt.
Direkt nach dem open mike gehen die Gewinner:innen des Wettbewerbs auf Lesereise, sie stellen sich der literarischen Öffentlichkeit und lesen aus ihren Texten.
Für alle Finalist:innen des open mike gibt es zudem jährlich im Februar einen Workshop, bei dem sie mit erfolgreichen Autor:innen und erfahrenen Verlagslektor:innen an ihren Texten arbeiten können. Fachreferent:innen aus unterschiedlichen Bereichen und Verleger:innen geben Tipps und Hinweise zum Start in den Literaturbetrieb.
Um die Teilnehmenden des open mike besser zu vernetzen und weiter zu fördern wird ein Kolloquium angeboten, bei dem gemeinsam mit Fachreferent:innen unterschiedlicher Disziplinen verschiedene literarische Themen erarbeitet werden. Eingeladen sind die open-mike-Teilnehmenden der letzten Jahre. Das Kolloquium findet am Vortag des Wettbewerbs statt.
Der open mike ist eine Veranstaltung des Hauses für Poesie und von eurobylon e.V. in Kooperation mit dem Heimathafen Neukölln und dem Allitera Verlag und wird gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Mit freundlicher Unterstützung der Buchhandlungen Anakoluth, LeseGlück und Lyrigma. Präsentiert von taz, BÜCHERmagazin und Deutschlandfunk Kultur.
Projektleitung: Saskia Warzecha
Informationen zum aktuellen open mike, zu den früheren Jahren und allen Beteiligten finden Sie auf der Website des Hauses für Poesie.
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