Erste Bücher: Prosa- und Lyrikdebüts, Frühling, Kathrin Bach

Kathrin Bach entwirft in ihren Gedichten Welten von einer verstörenden Körperlichkeit. In dem Lyrikheft »Schwämme« kann man sich nun einen ersten Überblick über sie verschaffen.
von Fabian Thomas, The Daily Frown

Wie angegossen passt das dem Heft als Motto vorangestellte Zitat von Ilse Aichinger: „Ich wollte von dem langen Wohnen berichten.“ Wohnungen, Behausungen und deren nähere Umgebung sind ein Ausgangspunkt von Kathrin Bachs Gedichten – doch sind sie mitunter von einer surrealen Rätselhaftigkeit, die an die ins Minimalistische reduzierte Prosa Aichingers erinnert.

Das erste Gedicht, „Morsch“, beschreibt eine Landschaft, die von einem Film, einer Haut überspannt ist: „am See ist die Haut an ihrem glasigsten Punkt“, so der erste Vers. Bäume, Felsen sind darunter verborgen, selbst die Holzhütte und die Ameisenstraße. Auffliegende Kraniche schaffen es, diese elastische Folie etwas anzuheben, doch ein Weg hindurch scheint nicht möglich: „ich müsste länger bleiben/damit meine Gänge die Haut umschichten.“

Es passiert immer nur ganz wenig in diesen Gedichten, jemand liegt in der Hängematte, kratzt sich am Bauch oder gießt sich Wasser ein: So bei „Dolny“, das dem Leser mit nur wenigen Worten die flirrende Hitze eines Sommertags vor Augen führt. Hier ist das Surreale ganz zurückgefahren, verbindendes Element ist allein das Setting: Eine Hütte, ein Apfelbaum.

Überhaupt sind diese Gedichte mehr auf dem Land als in der Stadt zuhause: Wenig Personal, viel Natur, die durchkreuzt und erschlossen wird, durchaus in einem Modus der Ermächtigung: Ein Stück Land wird abgesteckt, an anderer Stelle von Blicken umzäunt.

Überhaupt Blicke: Das Sehen, ein wiederkehrendes Motiv in Kathrin Bachs Lyrik, rückt im Gedicht „Schwielowsee“ ganz in den Mittelpunkt. Das Ich in diesem Text stellt (unter Zuhilfenahme der Brille) abwechselnd den Blick scharf und unscharf, sieht schmelzende Eisblöcke und Häuser in der Ferne, dann wieder Gräser, „zu stumpf um den Blick zu schneiden.“ Schließlich, ein schöner Schluss: „Die Augen gehen nicht mehr ganz zu.“

Kathrin Bach: Schwämme. Parasitenpresse, Köln, 14 Seiten, 6 €.

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