Denis Scheck gefällt sich in der Rolle des gnadenlosen Kritikers, der in die Tonne haut, was ihm nicht passt. Nun gut, viele schätzen ihn dafür. Er bezieht klar Position und laviert nicht herum, dass nur ja niemand verletzt wird. Auf Deutschlandradio nennt man das: „... scharfzüngige Literaturkritik zwischen Stand-up-Comedy, literarischem Feuilleton und Videoclip … er [lobt] forsch-frech und lustvoll Bücher, sie aber auch genauso meinungsfreudig und mit Furor in die Mülltonne tritt.“
Meist wird das amüsiert zur Kenntnis genommen, es sei denn, der Spaß wird zur Minstrel-Show. Am Ende des Tages ist das alles dann wohl vor allem ein Kampf um Aufmerksamkeit. Wie sonst kann man verstehen, was Scheck nun zur Auszeichnungen Terézia Moras mit dem Deutschen Buchpreis gesagt hat: “ … das Ungeheuer ist die Autorin, eine ungeheuerliche Fehlentscheidung …“ Anders hätte sonst wohl niemanden mehr interessiert, was noch ein Kritiker zu einem Preis zu sagen hat, über den andere Kritiker entscheiden. So aber hat Scheck für ein paar Stunden wieder alle Aufmerksamkeit für sich. Eigentlich aber möchte man ihm zurufen: Na, na, na! Etwas mehr Contenance.
6 Gedanken zu “Kleiner Mann, was nun?”
Polemiken muss man können. Ob Herr Scheck sie kann…da habe ich mich noch nicht entschieden. Manchmal kommt er mir allerdings vor wie ein kleines Kind das „Scheiße“ brüllt um sich mutiger zu fühlen.
aber sein „blackface“-clip war super.
War er das? Oder eher Stand-Up-Comedy à la Hermanns & Co., als scharfzüngige Literaturkritik. Inhaltlich tat es nicht zur Sache. Polemik, wie auch jetzt.
das war natürlich keine literaturkritik! das war eine pointierte stellungnahme zu einer absolut absurden debatte. von daher kulturkritik, was die satire ja leisten muss. und gute comedy auch.
Auch nachdem ich mir den Clip eben noch einmal angesehen habe, kann ich mich nicht dazu durchringen das als pointiert zu verstehen. Kurz zur Erklärung: die Debatte selbst, dass Vorhaben, war unsinnig. Aber Schecks Auftritts war nur mäßig unterhaltsam, und das, was er zu sagen hatte, teils doch arg töricht. Den Fall des Thomas Bowdler mag man noch amüsant finden. Doch der Verweis auf „1984“ und Zeiten, in denen es so etwas schon einmal gab; nicht einmal mehr albern. Effektheischend.
also ich glaube nicht, dass denis scheck mit dem clip unterhalten oder amüsieren wollte. meiner ansicht nach ging es eher darum den leser für tendenzen des vorauseilenden gehorsams oder gar der selbstzensur zu sensibilisieren. es liegt nämlich gerade darin die pointe, dass zwar alle welt nach mehr datenschutz und gegen die NSA aufschreit, im gegenzug aber nicht erkennt, dass wir freiwillig allzu oft so handeln, wie es NSA und co. gern sehen. den verweis auf „1984“ kann man nur dann als albern ansehen, wenn man davon überzeugt ist, dass wir ein leben in freiheit führen. aber dann wird’s hier schnell philosophisch. „wer die vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die gegenwart.“ der verweis auf „1984“ drängt sich also geradezu auf, vor allem für jemanden, dessen hauptbetätigungsfeld die literatur ist.