Auf ein Wort, Martin Kordic

Du hast Anfang der Woche Deinen ersten Roman veröffentlicht, herzlichen Glückwunsch; als Lektor im DuMont Verlag hast Du schon viele Autoren und ihre Bücher begleitet, wie war für Dich nun die erste Woche nach Erscheinen?

Unter der Woche habe ich ganz normal im Verlag gearbeitet. Am Freitagabend hatte ich dann meine erste Lesung in Ravensburg. Ich war sehr aufgeregt. So sehr, dass ich gar nicht mitbekommen habe, dass sich bei einer etwas drastischeren Szene jemand im Publikum erbrechen musste. Das war mir vorher nicht wirklich bewusst, dass diese Gefahr besteht, wird mir aber nun als unmittelbare Leserreaktion in Erinnerung bleiben.

Hat sich für Dich nach der Arbeit an Deinem Roman die Sicht auf das Autorendasein verändert?

Viele Dinge, die bei der Arbeit als Lektor tendenziell ruhig ablaufen, sind bei meinem eigenen Roman emotional ganz anders aufgeladen. Als ich zum ersten Mal die gesetzten Fahnen gesehen habe, war mir zwei Tage lang schwindelig, weil die Wörter und Zeilen plötzlich alle an anderer Stelle standen. Ich konnte mir vorher nur theoretisch vorstellen, wie sich das anfühlt, wenn sich der Text durch die Verlagsprozesse zu einem Buch formt. Das selbst nachzuvollziehen hat vermutlich weniger meinen Blick auf das Autorendasein verändert, sondern eher mein Bewusstsein für die Arbeit als Lektor etwas sensibilisiert.

Du warst letztes Wochenende mit als Lektor am Schwielowsee, kennst den open mike schon lange, was ist für Dich das Besondere eines solchen Workshops?

Mein Verhältnis zu Workshops und Schreibseminaren verändert sich immer wieder. Manchmal bin ich sehr euphorisch und finde es gut, mit welcher Konzentration man in diesen Gesprächen zusammen am Text arbeitet. Und dann gibt es aber auch Momente, in denen ich so eine diffuse Angst habe, dass da vielleicht eine Unruhe und Dynamik reinkommt, die das Suchen einer eigenen Sprache und Stimme vielleicht eher stört als fördert. Zumindest ging es mir selbst irgendwann so, beim Studium in Hildesheim oder auch beim Literaturkurs in Klagenfurt. Das waren immer intensive Gespräche, über die ich sehr froh war. Aber irgendwann wollte ich mein Schreiben lieber beschützen und für mich allein haben.

Was ist Dir an den Autoren und Ihren texten aufgefallen, haben wir tatsächlich nur hornbebrillte Professorenkinder, die keinen Erfahrungsschatz haben, aus dem sie ihre Geschichten schöpfen können?

Ich habe am Schwielowsee mit vier Autoren gesprochen und vier sehr unterschiedliche Zugriffe auf die eigene Arbeit kennengelernt. Die soziale Herkunft der Autoren spielte dabei eine untergeordnete Rolle. Im Gespräch hat sich das manchmal ein wenig vermischt, weil es mich interessiert, wer hinter einem Text steckt. Dabei geht es dann aber eher um Haltungen zum Stoff und zum Schreiben. Oder auch um Geduld. Ich selbst freue mich auf jeden Fall darauf zu sehen, was aus den Projekten nun wird. Ich bin mir sicher, dass da relevante Romane und Lyrikbände dabei sein werden.

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