Die Kandidat*innen des 27. open mike | Katrin Pitz & Laetizia Praiss

Katrin Pitz

Foto: © Jessica Légitimus

Katrin Pitz, *1989 in Marburg, Studium des Maschinenbaus an der TU Darmstadt. Verschiedene Tätigkeiten als Zuverlässigkeits- und Entwicklungsingenieurin und als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Mehrmalige Preisträgerin des Treffens Junger Autoren und des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen. 2015 Stipendiatin des Klagenfurter Literaturkurses. 2019 nominiert für den Leonce-und-Lena-Preis. Aktuell Teilnehmerin der Darmstädter Textwerkstatt von Kurt Drawert. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien.  

Wann schreibst Du am liebsten?
Wenn ich wach bin.

Wer liest Deine Texte zuerst?
Freund*innen, die auch schreiben.

Was bedeutet Literatur für Dich?
Ein wenig Gerechtigkeit – dadurch, die Dinge bei ihrem Namen zu nennen oder ihnen einen Namen zu geben oder zumindest darüber nachzudenken, was ihr Name sein könnte.

Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
Wahrscheinlich würde ich üben, auswendig zu lernen und zu erzählen.

Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
Häufiger im Schlafanzug arbeiten.

Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Stabil.

Erster Satz Deines open mike-Textes?
Wir sagen Ja und Nein, außer, wenn wir von ihnen sprechen.

Schon aufgeregt vorm Auftritt? Wie bereitest du dich vor?
Ja. Kräutertee.

Dein aktueller Buchtipp und warum?
»I Remember« von Joe Brainard, weil es so herrlich eigen ist.

Schick uns ein Bild von Deinem Lieblingsarbeitsplatz und schreibe etwas dazu.
Dank dieser Aufgabe habe ich nun eine ganze Fotostrecke über die Darmstädter Unibibliotheken auf meinem Handy. Ich mag den 4. Stock in der Stadtmitte wegen der Wabenstruktur unter der Decke. Ich mag die Fensterfront im 3. Stock, weil man aufs Alte Hauptgebäude schauen kann, wo der Unisport abends seine Tanzkurse veranstaltet. Ich mag die Architekturabteilung an der Lichtwiese. Ich mag die Sitzplätze mit Ausblick auf die ETA-Fabrik und frage mich dort häufig, woran andere bei diesem Namen wohl denken.

Katrin Pitz wurde ausgewählt von Nadya Hartmann.

**

Laetizia Praiss

Laetizia Praiss, *1984 in Rumänien und aufgewachsen in Köln, studierte an der Universität Hildesheim Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus. Im Laufe der Jahre wurden bereits Kurzgeschichten, Lyrikminiaturen und Illustrationen von ihr in verschiedenen Anthologien veröffentlicht. 2018 gewann sie den Förderpreis der Kölner Literaturtage. Derzeit lebt sie in Dresden und arbeitet freiberuflich als Journalistin und Lektorin.

Wann schreibst Du am liebsten?
Wenn die Sonne untergeht. Ich versuche mich allerdings schon seit einer ganzen Weile als Tagschreiberin – manchmal klappt’s … im Winter zum Beispiel.

Wer liest Deine Texte zuerst?
Mein sommersprossiger Freund wird meist dazu genötigt und ist ein guter also harter Kritiker.

Was bedeutet Literatur für Dich?
Mich in anderen Welten, Figuren, Sein-Zuständen zu verlieren. Durch immer wieder neue Türen zu treten. Eine Suchende zu sein. Vielleicht.

Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
Nun, das passiert mir im Alltag mittlerweile ständig. Sei es durch mich selbst oder durch äußere Umstände. Galgenhumor kann da helfen. Aber letztendlich würde auf Dauer immer etwas Entscheidendes fehlen, bei all der Stille.
Oder um es mit den Worten von Patrick Rothfuss zu sagen: »Sie war die größte der dreifachen Stille und schloss die anderen ein. Sie war so tief und so weit wie der Spätherbst. Sie wog so schwer wie ein großer, vom Fluss glatt geschliffener Stein.« Genauso schwer würde die Stille wohl wiegen, wenn sie ewig währen würde.

Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
Kann ich mich bei dieser Frage miteinrechnen? Falls ja, alles worauf zum Teufel ich gerade Lust hätte.

Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Zwiegespalten.

Erster Satz Deines open mike-Textes?
Ich hatte einmal eine Schwester und liebte sie, liebte sie so, wie sie war, bevor sie sich machte.

Schon aufgeregt vorm Auftritt? Wie bereitest du dich vor?
Noch nicht. Der Auftritt ist im Moment noch etwas nebulös. Meine Vorbereitung? Den Text mehrmals laut lesen, aufnehmen und schauen, was noch besser geht in knackigen 15 Minuten. Und sonst so? Lass ich es auf mich zukommen und freue mich über die Einladung.

Dein aktueller Buchtipp und warum?
Die Autobiografie »Wild: From Lost to Found on the Pacific Crest Trail« von Cheryl Strayed, weil ich ihren offenen, unverstellten, scharfsinnigen Blick auf ihr Leben und die Welt schätze.

Schick uns ein Bild von Deinem Lieblingsarbeitsplatz und schreibe etwas dazu.
Diese Ecke im Wohnzimmer ist Stück für Stück entstanden. Ich hatte ein bestimmtes Bild im Kopf, wollte z.B. Kork an der Wand, um frei plotten zu können, aber immer noch Platz haben für Karten und Erinnerungen, die mich zum Schmunzeln bringen, wenn die Ideen mal stagnieren. Pflanzen in meiner Nähe und Bäume vor dem Fenster sind ebenso wichtig. Und wie man unschwer erkennen kann, sammle ich gerne kleine und mittelkleine Staubfänger … hat was von der Inneneinrichtung meines Kopfes.

Laetizia Praiss wurde ausgewählt von Susanne Krones.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.