Kyrill Constantinides Tank: alles ὕλη nix είδος

aus Lauschen wird

Grammatik

wird

gegen Meinung deiner Rolle

es geht um tägliches Erwachen

über Aus

über erwachen aus

In sechs Gedichten entwirft Kyrill Constantinides Tank das Bild einer Großstadt und unserer (urbanen) Gesellschaft. Es ist eine kalte, schnelllebige Stadt, in der Altbauten einstürzen und die Bewohner*innen sich ausbeuten lassen. Die griechische Antike taucht auf, auch der jetzige ver.di Vorsitzender Frank Bsirske und sogar Dr. Sommer haben einen Auftritt. Ebenso Lieferando. Durch die aktuellen Bezüge verordnet Tank »alles ὕλη nix είδος« (zu deutsch etwa: »Alles Materie nix Gestalt«) klar in der Gegenwart, und noch klarer in der deutschen, die sich im Text fest in der Hand des Kapitalismus befindet. Manches davon erinnert an die Großstadtlyrik Anfang des letzten Jahrhunderts: Städte, in denen ihre Bewohner*innen im Trubel verschwinden. Schöne Wortspiele und Bilder lassen sich darin finden, dank Pausen zwischen den einzelnen Gedichten gibt Tank den Zuhörer*innen die Möglichkeit, seine Gedichte etwas nachhallen zu lassen.

ich sehe ein Präteritum von etwas, das eigentlich auf dem Boden liegen sollte

oder

eins kann mir keiner nehmen: Raub

Seine etwas nüchterne Vortragsart verhindert stellenweise, dass sich die Texte von seinem (Vorlese-)Papier lösen. Auch inhaltlich kommt es mir eher so vor, als würde Tank mehr an der Oberfläche von Großstadt und Gesellschaft kratzen, als sich tief in ihre Risse fallen zu lassen.

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