Sven Pfizenmaier: Die Uninteressierten

Eine Erzählung über gelangweilte Jugendliche irgendwo in der niedersächsischen Provinz, und eine Mutter-Sohn-Geschichte, die sich hauptsächlich schweigend vollzieht.

Am nächsten Morgen sitzt der Sohn am Frühstückstisch und beißt in ein zu hart gekochtes Ei, spricht es aber nicht an, um keinen Austausch mit der Mutter zu riskieren. Dass er noch schweigsamer als sonst ist, fällt ihr auf. Heute möchte sie aber nicht nach einem Gespräch betteln, sie will es nicht einmal haben. Wortloser Augenkontakt würde ihr reichen.

Was machen so gelangweilte Teenies in der westdeutschen Provinz? Nach Pfizenmaier saufen und das am liebsten abends oder nachts in einer Bankfiliale. Wenn ihnen nach mehr Nervenkitzel zumute ist, greifen sie auch gerne mal an, und dann am liebsten Ausländer. Warum sie das tun, wird nicht so richtig klar. Rassismus liegt nah, kann aber auch sein, dass die Langweile doch eine größere Rolle spielt (zumindest geht aus dem Text keine klare rassistische Motivation der Jugendlichen hervor). Erwähnt sei hier auch noch, dass die Mutter-Figur aus der ehemaligen Sowjetunion stammt und ihr Sohn einer dieser gelangweilten Jugendlichen ist. Konfliktpotential enthält das also alle mal. Aber dafür sind die Figuren zu wenig plastisch und einiges inhaltlich nicht ganz nachvollziehbar. So sind Jugendliche wohl einfach desinteressiert an ihren Eltern, das steckt irgendwie in der Natur der Pubertät.

Unentschieden wirkt der Text, ganz so als wüsste der Autor noch nicht, welche Geschichte er erzählen möchte – handelt es sich beispielsweise um eine Familienerzählung, in der ein angedeuteter Ost-West-Konflikt eine größere Rolle spielt und so etwas wie eine Familienbürde (an einer Stelle heißt es, die Mutter trüge einen Schmerz, der dort schon seit 100 Jahren hängt)? Oder ist es eher die Geschichte Heranwachsender, denen die ländliche Enge aufs Gemüt schlägt – oder vielleicht sogar beides?

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