Laudationes 2018 | Die Lektor*innen

Die Würfel sind gefallen. Aber wie jedes Jahr melden sich erst die Lektor*innen mit einer Laudatio an alle Kandidat*innen zu Wort, bevor die Preise vergeben werden. Hier die beiden Ansprachen im Wortlaut.

Kristine Kress:

Foto © Mirko Lux

Ich möchte hier gar keine mahnenden und warnenden Worte zum Zustand der Literatur abgeben, weil ich darum gar nicht mehr besorgt bin nach diesen beiden Tagen. Alle Einsendungen haben großen Spaß gemacht. Es war uns eine Freude, in den letzten Wochen die Manuskripte zu prüfen. Ausdrücklich gedankt sei daher auch allen, die deren Texte nicht ausgewählt wurden, wir hätten auch locker doppelt so viele Texte nominieren können. Es scheint ein ganz großes Potenzial an literarischen Stimmen zu geben, das nur darauf wartet, entdeckt zu werden. Dank an alle, die mitgemacht haben.

Und nun Dank die Kandidat*innen, an alle, die gelesen haben in den letzten zwei Tagen. Es hat irren Spaß gemacht, euch zuzuhören. Es waren so viele Stimmen und so viele Themen, die auf so unterschiedliche Art behandelt wurden. Mit so viel Mut, Offenheit, und der Bereitschaft, ins Innere des Selbst hineinzuhorchen.

Ich möchte euch ermuntern, weiterzumachen. Das soll nicht ins Tantenhafte abdriften, auch nicht ins Technische gehen, das kommt alles von selbst. Die Welt um euch wird immer komplexer – hoffentlich auch gerechter – und wir brauchen diesen spezifisch literarischen Blick, der das alles begleitet. Dafür brauchen wir Autoren, die genau hinhören, die offen sind für das, was sie berührt und dann auch noch Wege finden, es genau so auszudrücken, wie sie es wollen. Das hat sich in den Texten und unseren Interviews gezeigt. Wir sind immer abgefahren auf den Ton, in dem jemand besprochen hat, was ihn bewegt.

Macht so weiter und lasst euch nicht kirre machen von den Leuten. Die Umstände waren immer schlecht! Ihr macht das, danke!

 

Ulf Stolterfoht:

Foto © Mirko Lux

Ich spreche nun die Lyriker an. Ihr fünf habt wirklich sehr gut vorgelesen. Kristine Kress hat schon das Tantenhafte bemüht, ich scheue mich nicht vor dem Onkelhaften: Ich bin mächtig stolz auf euch!

Noch zwei Sätze aus meiner eigenen Erfahrung, da ich ja hier vor vielen Jahren auch teilgenommen habe. Ich bin damals ohne eine einzige Visitenkarte nach Hause gegangen und die erste Veröffentlichung hat auch noch fünf Jahre auf sich warten lassen. Aber der Wettbewerb hat mein Selbstbewusstsein so gestärkt, mir so viel Sicherheit gegeben, weiterzumachen. Das ist das Einzige, was ich euch auch wünschen möchte. Habt die Sicherheit und macht weiter. Und vor allem: seid beharrlich. Das ist vielleicht mein Schlusswort, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Wenn man nicht so viel Talent hat – das sage ich jetzt für mich – kann man doch beharrlich sein. Beharrlichkeit ist hundertmal mehr wert als jedes Talent. Ich schwör’s!

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