Es ist nun schon das zehnte Mal, dass ich nach Klagenfurt fahre. Es hat sich viel getan in dieser Zeit – allerdings nur wenig beim Bewerb. Klagenfurt ist zuverlässig und bleibt sich selbst treu. In manchen Jahren war es nur das Bühnenbild, das einen daran erinnerte, dass ich in der Zwischenzeit mal wieder zu Hause war. Auch das Gemurmel darüber, ob es denn nächstes Jahr wieder einen Bewerb geben wird, gehörte immer schon dazu. Vor acht Jahren, dem 29ten Mal also, wurde jede noch so kleine Regung interpretiert. Viele waren sich sicher, ein 30stes Mal wird es nicht geben. Hat nicht die Radisch da eben das gesagt, und der Bürgermeister meinte doch auch schon am ersten Abend das … Außerdem, es wäre doch zu passend gewesen, mit dem dreißigsten Jahr alles enden zu lassen. Was damals Spekulation war, ist heuer Gewissheit. Der ORF in Wien will nicht mehr, es muss gespart werden.
Nun weiß ich noch nicht, ob es gut so ist, dass ich dieses Jahr fahre, um darüber zu schreiben. Denn was auch immer an Texten passieren wird, das Heulen und Zähneklappern wird alles andere übertönen. Aber sei’s drum. Vielleicht ist es auch gut so, denn nirgends kann man so viel über die Branche erfahren, wie in Klagenfurt. Nicht, weil Klatsch und Tratsch hier mehr wären als auf den Messen oder sonstigen Betriebsfeiern. Nein, es die Gemütlichkeit, das Beharren auf dem, was immer schon so war und deshalb auch zu bleiben hat, das sich gegenseitige Versichern, man ist was und wer, was sich in Klagenfurt besser beobachten lässt als anderswo. Das also, was die Branche in Kern immer wieder auch ausmacht. Die Tage dort sind ein Feldexperiment. Alle Stimmungen, alle Sorgen und Hoffnungen kann man hier so genau beobachten, wie sonst nirgends. Und ganz nebenbei gibt es auch immer wieder tolle Autoren und großartige Texte zu entdecken.