Die Kandidat*innen des 29. open mike | Dominik Kohl und Samuel J. Kramer

Dominik Kohl

Dominik Kohl
Dominik Kohl (Foto: © privat)

Wann schreibst du am liebsten?
Am liebsten: morgens, abends; am besten: nachmittags

Wer liest deine Texte zuerst?
Auch interessant wäre: Wer liest sie zuletzt?

Was bedeutet Literatur für dich?
Eine unmögliche Antwort auf eine unmögliche Frage

Was wäre, wenn dir jemand die Möglichkeit zu schreiben wegnähme?
Weiß ich nicht

Was würdest du anders machen, wenn du wüsstest, dass dich niemand beurteilt?
Fauler sein

Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Tippend

Erster Vers deines open mike-Textes?
Im gleichen Raum.

Schon aufgeregt vorm Auftritt? Wie bereitest du dich vor?
Ein bisschen. Und: Nachlesen und vorlesen.

Dein aktueller Buchtipp und warum?
Das hängt davon ab, wer fragt

Schick uns ein Bild von einem Ort oder Gegenstand, der dich zuletzt zum Schreiben animiert hat.

Dominik Kohl,1992 geboren, nahe Regensburg aufgewachsen. Literatur- und kulturwissenschaftliches Studium in Regensburg, Kanazawa und Heidelberg. Aufenthalte in Japan und China. Lebt in Heidelberg. Dominik Kohl wurde ausgewählt von Piero Salabè.

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Samuel J. Kramer

Samuel J. Kramer
Samuel J. Kramer (Foto: © privat)

Wann schreibst du am liebsten?
Wenn ich im Zug sitze, wenn ich draußen unterwegs bin.

Wer liest deine Texte zuerst?
Oft befreundete Autor*innen, deren Urteil ich schätze.

Was bedeutet Literatur für dich?
Eine Möglichkeit, über alles nachzudenken.

Was wäre, wenn dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
Dann würde ich in meinem Kopf im Stillen texten. Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, wie mir auch dieses Schreiben, das nur eine spezifische Form des Denkens ist, genommen werden sollte, ohne, dass mir mein Denken genommen wäre. Womöglich wäre es mir dann egal, wie es auch einem Stein (hoffentlich!) nicht fehlt, durch die Gegend zu hüpfen. Eine andere Antwort wäre: Dann würde ich zeichnen.

Was würdest du anders machen, wenn du wüsstest, dass dich niemand beurteilt?
Hm. Wenig, hoffe ich. Ich glaube, ich hätte weniger Angst vor der Verständlichkeit. Ich finde die Frage sehr schwer zu beantworten, weil das Ausmaß an Veränderung, das damit einhergeht, kaum abzusehen ist. Ich glaube, wenn ich keine Angst haben müsste, dass mich jemand auf für mich schädliche Weise beurteilt, wäre ich schlicht noch mehr.

Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Ich habe ein schwieriges Jahr hinter mir, mehr als das. Ich finde die biophysikalische Realität, die Zerstörung planetarer Lebensgrundlagen schwer zu ertragen. Ich bin wütend und traurig. Ich glaube, es geht aufwärts, also für mich. Ich trainiere für einen langfristigen Kampf um unsere Zukunft. Ich schreibe an guten Tagen mit kindlicher Freude.

Erster Vers deines open-mike-Textes?
Ich habe noch nicht ganz entschieden, welches Gedicht ich als erstes lese, aber vermutlich: »Meine Zugangsberechtigung kommt aus allen Geschmacksrichtungen.«

Schon aufgeregt vorm Auftritt? Wie bereitest du dich vor?
Natürlich. Ich habe meine Texte ausgedruckt und sie in einer Probelesung anderen Autor*innen vorgelesen. Wir haben über die Reihenfolge diskutiert, über Betonungsentscheidungen, Geschwindigkeit. Das werde ich, nach einiger Vorbereitung, wiederholen.

Dein aktueller Buchtipp und warum?
Meistens empfehle ich, was ich selbst zuletzt mit Freude gelesen habe. Ich entdecke gerade mit Bewunderung die Gedichtbände von Daniel Falb. Ich empfehle Bancor zum Einstieg. Ich habe Tal der Herrlichkeiten von Anne Weber sehr genossen. Ein im besten Sinne schönes Buch. Außerdem vielleicht Mo Yan: Die Knoblauchrevolte. Ich habe das Buch in einem Second-Hand-Laden gefunden, ohne zu wissen, dass der Autor politisch umstritten ist (lest es nach) – aber die Erzählstruktur hat mich beeindruckt.

Schick uns ein Bild von einem Ort oder Gegenstand, der dich zuletzt zum Schreiben animiert hat.

Samuel J. Kramer, geboren 1996, ist Autor, Moderator und Aktivist. Seine Texte wurden in Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht und im deutschsprachigen Raum performt. 2020 erschien die von ihm herausgegebene Anthologie Poetry for Future – 45 Texte für Übermorgen. Neben Kooperationen mit künstlerischen Bereichen wie Musik, Tanz, Film und bildender Kunst entwickelte Samuel Kramer zuletzt das Lyrik-Livestream-Format »close«. Er studiert Philosophie in Frankfurt am Main und lebt in Offenbach. Samuel J. Kramer wurde ausgewählt von Piero Salabè.

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