Noch einmal jung sein: Paul Klambauer erzählt die Geschichte einer Klassenfahrt in die Berge. Seine Figuren sind pubertierende Achtklässler, deren kulturelle Herkunft über ihre Vor- und Nachnamen verortet werden können. Obwohl sie sehr unterschiedlich zu sein scheinen, haben alle eine feste Rolle im sozialen Gefüge, die treffend über eine kosmologische Symbolik verdeutlicht wird. So ist Annie, die im Fokus der auktorialen Erzählperspektive steht, durch eine „unglückliche Social-Media-Endscheidung“ zum Außenseiter und Alkohollieferant für die Gruppe degradiert worden, während Mariechen das „strahlende Gravitationszentrum“ der Klasse darstellt.
Auf der Hütte angekommen präsentiert Annie eine „seltsame Flasche“, die sie aus dem Arbeitszimmer des Vaters gestohlen hat. Mariechen trinkt vom „Trou de Loup“, erstickt fast, und muss von Annie vor dem Erstickungstod gerettet werden. Aber sie rettet noch ein weiteres Leben, das von Jafar Harkimi, dem Neuen, der ebenfalls von der ‚Wolfsfalle‘ trinkt und fast in den Abgrund stürzt.
Unter dem Schriftzug Trou de Loup prangt ein Wappen auf dem ein struppiger Wolf seine Zunge aus dem weit aufgerissenen Maul steckt. Annie fragt sich, wann alle aufgestanden sind und einen Halbkreis um sie gebildet haben.
Paul Klambauers Auszug ist wunderbar gewählt: Am Ende der Lesung möchte man unbedingt wissen, wie es weitergeht. Seine Erzählung ist szenisch und unterhaltsam, die beschriebenen Figuren sind rund und machen neugierig auf mehr. Welche Geschichte steckt hinter dem wortkargen Jafar? Und ist dieser titelgebende „Trou de Loup“ ein todbringender Trank? Leider reichen 15 Minuten Lesezeit nicht aus, um den zu lesenden Ausschnitt vorzutragen und alle Fragen zu beantworten. Paul Klambauer, bitte erzählen Sie mehr.