Lisa Goldschmidt: „Gedichte“

Die Gedichte von Lisa Goldschmidt sind ein einziger Tanz – und das nicht nur wegen des inhaltlichen Bezugs zum Werk von Pina Bausch. Die Sprache und vor allem der Vortrag der Autorin sind fulminant und überzeugen. Ihre Worte hebt sie an bestimmten Stellen durch ihre Gestik empor („Die Sonne, der Daumen, der Finger, der zeigt. Herbst -„). Sie weiß, was Betonung bedeutet, weiß, welche Worte sie da zusammengetragen hat und wie sie diese inszenieren muss.

Die Worte der sechs Gedichte wirken fast zerbrechlich und zart wie eine Ballerina. Der Körper wird hier durch Ausdruck in den Vordergrund gestellt. Es ist, als betrachte man ein Tanzstück und verabschiede sich gleichzeitig von Pina Bausch – denn das Café Müller schließt am Ende.

Es WAR WUNDERBAR.
Ich war
kurz angezogen, schließlich NACKZT, Wasser, Sand. und
es war wirklich bahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh. diese
stürrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrmische Nacht.
Du fragtest nach Kuss, einem stürrrrrrrmischen Kuss, wohin will ich
küssen,
auf die Wange, auf die Sti-rrr-n, die Mund, die Schulter. die Lieppen –
Und plötzlich sah ich dich, Louise, in deinem Kostüm

Bei Lisa Goldschmidts Gedichten muss man unweigerlich auf die Setzung und Schreibweise des Textes eingehen. Die Anordnung der Verse erinnert an manchen Stellen stark an die österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker. Beim bloßen Betrachten des Textes fragte ich mich, wie die Autorin diese Stellen wohl vortragen würde – sie hat es fabelhaft gelöst. Außerdem deutet die Mehrsprachigkeit, die immer wieder durchblickt (englische und französische Wort-Einschübe), auf die kosmopolitische Ausrichtung des Tanzbetriebes hin.

Einen Knicks vor dieser Autorin. Ich möchte jetzt tanzen (am liebsten mit Goldschmidts Gedichten im Arm).

 

 

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