Die Kandidat*innen des 27. open mike | Carla Hegerl & Clara Heinrich

Carla Hegerl

Carla Hegerl, *1990 in Berlin, studierte Biologie in München und Uppsala und Literarisches Schreiben in Leipzig. Übersetzt Lyrik und Philosophie aus dem Spanischen, Englischen und Schwedischen. 

Wann schreibst Du am liebsten?
Hab noch kein Muster erkennen können.

Wer liest Deine Texte zuerst?
Momentan sind das oft Kommiliton*innen.

Was bedeutet Literatur für Dich?
Widerstand.

Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
Bambis Rache wäre fürchterlich.

Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
Ich würde weniger Zeit mit diesen Antworten verbringen.

Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Ganz gut, danke.

Erster Vers Deines open mike-Textes?
möglich ist, dass die Denkbarkeit sog. Junk DNA unter bestimmten Wetterbedingungen

Schon aufgeregt vorm Auftritt? Wie bereitest du dich vor?
Nein, noch nicht. Ist ja noch ein bisschen hin.

Dein aktueller Buchtipp und warum?
Ich kann einen sehr guten Podcast empfehlen: Poem Talk von der Poetry Foundation.

Schick uns ein Bild von Deinem Lieblingsarbeitsplatz und schreibe etwas dazu.
Ich hab einen schönen Bug auf Google Maps gefunden.

Carla Hegerl wurde ausgewählt von Urs Engeler.

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Clara Heinrich

Clara Heinrich, *1993 in Hainburg a.d. Donau und ist im Nordburgenland (Österreich) auf einem Weingut aufgewachsen. Studierte Politikwissenschaft in Wien, Berlin und Aix-en-Provence. Beschäftigt sich mit feministischen Perspektiven auf sozial-ökologische Transformation. Schreibt meist Lyrik, selten Prosa, manchmal journalistisch. Lebt in Berlin.

Wann schreibst Du am liebsten?
Wenn ich das Gefühl habe, schreiben zu müssen und es aus mir herausplatzt.

Wer liest Deine Texte zuerst?
Ich lese die Gedichte meistens meinem Freund vor.

Was bedeutet Literatur für Dich?
So eine Connection zwischen Drinnen und Draußen.

Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
Ich wüsste nicht, wer ich bin.

Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
Ich wäre (angst)freier.

Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Bisschen verwirrt und nervös.

Erster Vers Deines open mike-Textes?
mein periodensystem ist systematisch

Schon aufgeregt vorm Auftritt? Wie bereitest du dich vor?
Ja, sehr. Ich lese mir die Gedichte laut vor.

Dein aktueller Buchtipp und warum?
Ich habe gerade meine Masterarbeit abgegeben und in den letzten Monaten (fast) nur politische Theorie gelesen. Vor allem zu einem Buch kehrte ich immer wieder zurück – und werde es vermutlich weiterhin tun: »A Postcapitalist Politics« von J.K. Gibson-Graham. Die feministischen Ökonominnen Julie Graham und Katherine Gibson wehren sich darin gegen das Narrativ, dass alle ökonomischen Beziehungen dem Kapitalismus unterworfen wären und präsentieren ihre Vision postkapitalistischer Politik indem sie sich auf bereits praktizierte rücksichtsvollere Formen des Wirtschaftens beziehen. Anstatt auf »die Revolution« zu warten oder sie in die Wege zu leiten und darauf zu hoffen, dass danach alles besser ist, lenken sie den Blick auf das, was schon passiert. Sie beleuchten also nicht-kapitalistische und alternativ-kapitalistische Praktiken, die oft vom kapitalistischen Diskurs verdeckt werden und wollen mit dem Aufdecken sorgsamere, ethische Praktiken des Wirtschaftens stärken und neue Möglichkeiten eröffnen. Am Ende geht es darin nicht »nur« um den Kapitalismus, sondern auch darum, dass wie wir etwas sehen und definieren unsere Handlungen prägt. Was ich daraus mitgenommen habe, kann man auf jeder Ebene anwenden – egal, ob es sich um persönliche Ängste handelt oder um das Artensterben, Klimawandel, Patriarchat, etc. Wenn wir denken, wir können eh nichts machen, die Märkte uns bestimmen, der Mensch einfach gierig und profitgesteuert ist, die Welt sowieso untergehen wird, dann können wir entweder nicht handeln oder sehen keinen Anlass dazu. Es braucht also häufig ein Umdenken oder Reframing des Problems um Transformation überhaupt möglich zu machen. So heruntergebrochen, klingt das eigentlich ganz banal. Das Buch hat mir Hoffnung gemacht und Kraft gegeben. Es gibt aber leider keine deutsche Übersetzung.

Schick uns ein Bild von Deinem Lieblingsarbeitsplatz und schreibe etwas dazu.
Am liebsten schreibe ich im Bett. Am allerliebsten, wenn es nicht aufgeräumt ist und um mich herum viele Zettel, Magazine, Stifte, Notizbücher, Haargummis, leere Tassen und Bücher liegen.

Clara Heinrich wurde ausgewählt von Urs Engeler.

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