Paula Schweers: „Inseln“

Der Vater Fraktalforscher, fort oder tot, das Ich im Text auf seinen Spuren, Notizen ordnend und sich ziellos treiben lassend, wie nebenbei den „vertrauten Körper der Anderen … durch einen beliebigen Frauenkörper“ ersetzend. Anfangs wirkt hier alles gleichwertig: die Erlebnisse und Wahrnehmungen eines Tages – das Duschen in der Schwimmhalle, das Kratzen von Zigarettenrauch im Hals, der Anblick der „Viertel, die sich als weiße, blaue, gelbe Kompartimente voneinander abheben“ –, die im Erzählerbewusstsein ebenso auftauchen wie die sexuellen Übergriffe der Mutter. Sie ist omnipräsent in den Erinnerungen des erzählenden Ich, und wie diese Mutterfigur den Text entert (“Es ist Jahre vorbei, wir sind jetzt hier, wann lässt du die Vergangenheit sein?”), ohne dass man das beim ersten Lesen oder Hören unbedingt merkt – das ist wirklich gut gemacht. Für mich kippte der Text beim Hören, wurde zur Geschichte eines Kindheitstraumas, eines ohne innere Ordnung im Strom der Ereignisse treibenden Ich, das sich sehnt nach Kontingenz, der Übereinstimmung zwischen Mutter und Kind in der Kommunikation. Ehrlich gesagt: Ich bin hier noch unentschieden.

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